Musik und Rezitation : Stimme nimmt Winser Publikum gefangen

Was für eine Stimme! Nein, keine Sängerin und kein Sänger traten auf die Bühne, sondern der Schauspieler, Hörbuch- und Synchronsprecher Stephan Benson. Vom ersten Augenblick nahm einen der Klang gefangen und das obwohl man die dargebotenen Aufzeichnungen des Malers, Komponisten und Pianisten Federico García Lorca (1898–1936) nicht gerade als „leichte Kost“ bezeichnen würde. Es geht darin um die Wirren des spanischen Bürgerkriegs, Lorcas Verschleppung an einen Ort, der früher ein Sommerferienheim für arme Kinder war, mittlerweile aber ein Gefängnis beherbergt. Hätte er doch auf seine Freunde gehört und wäre nicht von Madrid nach Granada aufgebrochen! Ulf Schneider und Stephan Imorde sind wunderbare Musiker: Doch diese ganzen Erzählungen, Erinnerungen an seine Kindheit, sein Studium, an unbeschwertere Zeiten werden eingerahmt von zwei wunderbaren Musikern: Ulf Schneider an der Violine und Stephan Imorde am Klavier. Die drei sind eine Einheit, die Übergänge zwischen dem gesprochenen Wort mit Klavierbegleitung, dann wieder Kompositionen darbietend mit Klavier und Violine, sind fließend. Das eben Gehörte wird durch die Musik noch verstärkt, sind es doch Werke von Lorcas Komponisten-Freunden und seine eigenen Kompositionen. Die schaurig schönen Worte werden gewissermaßen „unterstützt“ durch die Musik. Zeit vergeht in Winsen wie im Fluge: Beim Lesen des Programms mit achtzehn Stücken stellt man sich auf einen langen Abend ein. Doch die Zeit vergeht wie im Fluge, in den winzigen Pausen zwischen Rezitation und Musik warten die Zuhörer gebannt auf die nächste Erzählung, das nächste Musikstück. Das Gedicht mit Klavierbegleitung „Am Nachmittag um fünf Uhr“ wiederholt diesen Satz in jeder zweiten Zeile bis „Fünf Uhr, im Schatten des Nachmittags“. Spannung baut sich auf, dann beendet Benson seine Rezitation und die Violine setzt leise ein. Publikum reagiert mit Begeisterung: Da Sprache und Musik ohne Pause ineinander übergingen, war man auf die Reaktion der Zuhörer gespannt. Die folgte nach einem kurzen Durchatmen in Form von großer Begeisterung. Von Kirsten Pröve-May

Musik und Rezitation - Stimme nimmt Winser Publikum gefangen