Auf Osterhase umsatteln? : Das lernen die Weihnachtsmänner in der Schule

Samstag, es ist ein warmer, goldener Oktobertag. Neun Weihnachtsmänner marschieren vom Winser Rathaus zur Grundschule. Wie bitte? „Nun übertreiben sie aber“, denkt da vielleicht manch Vorübergehender. Bescherung schon zwei Monate vor dem eigentlichen Termin! Aber die Ansammlung von roten Mänteln und Rauschebärten hat einen anderen Grund. Willi Dahmen, Weihnachtsmann aus Leidenschaft, hat zur Weiterbildung in Sachen Datenschutz-Grundverordnung geladen. Nach Winsen, weil hier vor über 30 Jahren alles begann mit seiner Weihnachtsmann-Karriere. Bürgermeister Dirk Oelmann hat die Mensa der Grundschule für das Seminar zur Verfügung gestellt, spendiert außerdem Kaffee und Kuchen. Er schätzt es sehr, dass Willi und sein Team die schöne Tradition in Winsen mit ihren Auftritten auf dem Winser Weihnachtsmarkt hochhalten. Sieben Weihnachtsmänner und eine Weihnachtsfrau sind der Einladung gefolgt, sie kommen aus Hannover und Fredelsloh, aus dem Heidekreis und dem Landkreis Celle. Das Treffen bietet auch Gelegenheit, sich auszutauschen und den Neuen Tipps zu geben. Datenschutz-Grundverordnung auch für Weihnachtsmänner ein Thema: Doch vor der Kür kommt die Pflicht – in Form der Datenschutz-Grundverordnung. Weihnachtsmann Wilfried Noll hat sich eingehend damit beschäftigt, klärt seine Kollegen darüber auf, was zu beachten ist, um auf der sicheren Seite zu sein und keine Abmahnung zu riskieren. Diese Form der Bürokratie sorgt bei manchem für Augenrollen. Einer der Teilnehmer droht sogar scherzhaft damit, auf Osterhase umzusatteln. Aber da die Datenschutz-Grundverordnung auch vor dem nicht Halt machen würde, kann sein prächtiger Echthaar-Bart dranbleiben. Wär auch schade drum gewesen. Weihnachtsmänner holen sich Tipps von alten Hasen: Bernd Henne und Roswitha Kohrs-Henne aus Fredelsloh sind neu dabei. Seine Auftritte als Weihnachtsmann beschränkten sich bisher auf den Heimatort, etwa beim Musikzug oder im Kindergarten. Nun überlegt er, auch auf Weihnachtsmärkte und in Privathaushalte zu gehen. Da kommen ihm die Tipps „der alten Hasen“ sehr gelegen. Was unternimmt man, um Kindern, die sich vor dem Weihnachtsmann fürchten, die Angst zu nehmen. Und wie beschäftigt man diejenigen, die einem gar nicht mehr von der Seite weichen vor lauter Begeisterung? „Wir setzen uns dafür ein, dass Weihnachten wirklich eine Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit ist, arbeiten nach alter Tradition“, erklärt Willi Dahmen. Das bedeutet, dass man gut vorbereitet ist und sich Zeit nimmt. Damit das klappt, wird der Weihnachtsmann an Heiligabend von Termin zu Termin chauffiert. Während der Fahrt bereitet er sich auf den nächsten Auftritt vor. Es gibt aber auch Stammgäste, „da studieren die Kinder schon“, erzählt er. „Die möchten dieses Feeling, das wir rüberbringen, nicht mehr missen.“ Opa schreckt sich vor Weihnachtsmann: Auch Anekdoten werden zum Besten gegeben: vom erschrockenen Opa, dessen Rotweinglas in hohem Bogen auf der Auslegeware landete, als der Weihnachtsmann an der Terrassentür klopfte und Einlass begehrte, oder von schweißtreibenden Auftritten in voller Montur vor dem lodernden Kamin. Jetzt im Herbst beginnt die heiße Zeit der Planung. „Aber eigentlich ist nach Weihnachten vor Weihnachten“, so der Weihnachtsmann aus Leidenschaft. Von Kirsten Glatzer

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