Wathlinger Kaliberg: Warum das LBEG alles auf Prüfstand stellt

Es ist ein Paukenschlag: Von einer „Roten Karte“ für den Bergbaukonzern K+S spricht Wathlingens Bürgermeister Torsten Harms. Für ihn steht seit Donnerstag das seit Jahren diskutierte Mammutprojekt, die geplante Abdeckung der Halde, „grundsätzlich infrage“, wie er sagte. Dabei hatte der Kasseler Konzern im vergangenen Jahr vom Landesbergamt (LBEG) noch positive Signale erhalten, den Berg abdecken zu dürfen. Das LBEG hat aber mitgeteilt, „wesentliche Punkte aus dem Genehmigungsverfahren auf den Prüfstand zu stellen“ – und zugleich die Knackpunkte des Vorhabens aufgeführt: die Belastung durch den Straßenverkehr, die Grundwassersituation und die Altlasten. „Es ist wichtig, dass wir als Aufsichtsbehörde die Sorgen und Bedenken von Anliegern, örtlichen Behörden und Kommunalpolitik aufgreifen, unsere bisherigen Auswertungen mit Blick auf neuere Entwicklungen überprüfen und dann auch Transparenz herstellen“, sagte LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier, der selbst seit August 2020 im Amt ist. „Vor Abschluss dieser Überprüfungen wird das LBEG in dem Genehmigungsverfahren keine abschließenden Entscheidungen treffen.“ Es sind Töne, wie man sie von der Behörde bisher nicht vernommen hat. Grundwasser, Straßenverkehr, Altlasten: Konkret geht es um die strittige Frage, ob der Haldenkörper bereits Kontakt mit dem Grundwasser hat oder nicht – Stichwort Versalzung. Laut LBEG habe K+S angekündigt, den Zweifeln mit weiteren Erkundungen zu begegnen. „Wir begrüßen diese zusätzlichen Maßnahmen ausdrücklich“, erklärte der LBEG-Präsident. Sie könnten weitere Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Haldenkörpers und zur Grundwassersituation bringen. Außerdem soll das Thema Verkehr erneut auf den Tisch kommen, da K+S auch Haldenwässer anderer Standorte nach Wathlingen transportieren will. „Wir müssen die geplanten Vorhaben von K+S am Standort im Ganzen betrachten. Das gilt insbesondere für die Verkehrsbelastung“, so Mühlenmeier. Schließlich sollen auch die im Bergwerk lagernden Rüstungsaltlasten aus dem Zweiten Weltkrieg einer erneuten Prüfung hinterzogen werden. Die Überprüfungen werden wohl mehrere Monate dauern, im Laufe des Jahres könnte ein Ergebnis vorliegen, heißt es. K+S-Sprecher Ulrich Göbel sagte, dass „die Mitteilung des LBEG keine Hinweise darauf gibt, dass die Haldenabdeckung grundsätzlich in Frage gestellt wird“. Sein Unternehmen sei weiterhin davon überzeugt, „dass die Abdeckung und Renaturierung der Rückstandshalde der richtige Weg ist, um Umwelt und Grundwasser zu schützen“. Bürgermeister begrüßen Kursschwenk: Dagegen begrüßen die Bürgermeister Wolfgang Grube (Samtgemeinde), Jörg Makel (Nienhagen), Heike Behrens (Adelheidsdorf) und Torsten Harms (Wathlingen) den „Richtungswechsel“ beim LBEG. Sie werfen die Grundsatzfrage auf, ob die Begrünung überhaupt sinnvoll sei. „K+S hat in den Antragsunterlagen erklärt, dass es keine negativen Auswirkungen auf das Grundwasser gibt. Wenn das so ist, dann macht das Projekt keinen Sinn und die Belastungen wären nicht hinzunehmen“, sagte Harms. Er wird jetzt gemeinsam mit seinem Gemeinderat eine Mediation anregen, um überhaupt wieder miteinander ins Gespräch zu kommen. BI sieht sich bestätigt: Die Überprüfung sei „längst überfällig“, sagte Holger Müller von der Bürgerinitiative Umwelt Wathlingen. Er forderte, dass endlich Haldendurchbohrungen durchgeführt werden. Die BI erwarte zudem Informationen zu den beabsichtigten Untersuchungen. „Es darf nicht sein, dass K+S wie in der Vergangenheit die Art der Untersuchungen bestimmt oder so gestaltet, dass sie das für den Konzern gewünschte Ergebnis haben“, so Müller.