Ein solches Kandidatenfeld hat es in den vergangenen Jahren bei keiner Bürgermeister-Wahl im Landkreis Celle gegeben: Während üblicherweise zwei oder drei, manchmal vier Bewerber antreten, wollen am 12. September gleich acht Kandidaten die Nachfolge des langjährigen und populären Samtgemeindebürgermeisters Wolfgang Grube antreten. Der Sozialdemokrat aus Großmoor stellt nach 23 Jahren sein Amt zur Verfügung.
Stichwahl wahrscheinlich am 26. September
Angesichts der Vielzahl der Bewerber gilt eine Stichwahl am 26. September als ausgemacht. Nachdem die beiden Schwergewichte und Bürgermeister von Wathlingen und Nienhagen, Torsten Harms und Jörg Makel, nicht antreten, gibt es keinen klaren Favoriten für die Wahl. Klar ist aber: Nicht jeder hat gleich große Chancen im Rennen um den Chefposten im Rathaus. Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man den beiden politisch unerfahrenen Kandidaten Tomas Binnewies und Kemal Ilkme (Bürgerliche Liste) allenfalls Außenseiterchancen einräumt, wenn es um den Einzug in die Stichwahl geht. Gleiches gilt für Kurt Gärtner (BfANW), der zwar schon lange im Adelheidsdorfer Gemeinderat sitzt, aber kaum zum Zuge kommen dürfte, wenn es um die Grube-Nachfolge geht.
So würden die Parteien entscheiden
CDU-Kandidatin geht als Mitfavoritin ins Rennen
Die fünf anderen Kandidaten dürfen sich hingegen deutlich bessere Chancen ausrechnen. Heike Behrens hat sich als Bürgermeisterin von Adelheidsdorf und Ratsvorsitzende in der Samtgemeinde einen Namen gemacht. Als CDU-Kandidatin geht sie automatisch als Mitfavoritin ins Rennen. Sie will nach Claudia Dettmar-Müller in Bergen und Katharina Ebeling in der Gemeinde Südheide die dritte Frau werden, die im Kreis Celle eine Bürgermeisterwahl gewinnt. Fraglich ist, ob es ihr schadet, dass sie für die Kandidatur erst ab- und dann doch zugesagt hat.
Muslimin kandidiert für SPD
Auch Matthias Blazek (Grüne) ist über die Grenzen von Adelheidsdorf bekannt. Er zählt auf die grüne Stammwählerschaft. Leicht wird es für den langjährigen Kommunalpolitiker angesichts der enormen Konkurrenz gleichwohl nicht, es auf einen der beiden ersten Plätze zu schaffen. Spannend ist die Personalie bei der SPD. Die Sozialdemokraten haben mit Gonca Kaftan eine Kopftuch tragende Muslimin aufgestellt. Die Entscheidung gilt als mutig, schließlich dürften in Deutschland noch nicht viele Musliminnen einen hauptamtlichen Bürgermeister-Posten angestrebt haben. Ob die Wähler in der Samtgemeinde Wathlingen so weit sind und diesen Schritt honorieren und Kaftan auch inhaltlich überzeugen kann, bleibt abzuwarten.
Mit einigen Vorschusslorbeeren ins Rennen geht Claudia Sommer. Der Verwaltungsexpertin, die auf dem UWG-Ticket antritt, wird fachlich einiges zugetraut. Sie hat allerdings das Problem, dass sie bisher politisch nicht in Erscheinung getreten ist. Dem Großteil der Bevölkerung dürfte die Adelheidsdorferin schlicht unbekannt sein. Der Wahlkampf in Pandemie-Zeiten macht es für sie nicht einfacher, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.
Wählt SV Nienhagen ihren Vorsitzenden ins Rathaus?
Bleibt Hergen Korte, der vollkommend überraschend seinen Hut in den Ring um die Grube-Nachfolge geworfen hat. Dass der frühere Erste Samtgemeinderat fachlich in der Lage wäre, die Verwaltung zu führen, ist unbestritten. Er war bis 2014 Erster Samtgemeinderat, also die Nummer zwei in der Verwaltung. Dann verließ der Intimus von Nienhagens verstorbenem Bürgermeister Klaus Gärtner das Rathaus, weil es Gegenwind aus der Politik gab. Im Klartext: Der Wathlinger Samtgemeinderat hätte seiner Wiederwahl nicht zugestimmt. Kortes Trumpf könnte jetzt der SV Nienhagen sein, dessen Vorsitzender er seit Jahren ist. Der Verein hat immerhin knapp 1200 Mitglieder. Wenn ein Großteil der wahlberechtigten Mitglieder Korte wählt, könnte ihn das in die Stichwahl bringen.
80 Prozent Stimmen für Grube
Wer auch immer das spannende Rennen in der Samtgemeinde Wathlingen macht, die Fußstapfen des amtierenden Samtgemeindebürgermeisters Wolfgang Grube sind riesengroß. Von seinen Wahlergebnissen können seine Mitbewerber nur träumen. Grube, der zwar mit Ralf Überheim nur einen Gegenkandidaten hatte, wurde 2014 mit 80 Prozent der Stimmen wiedergewählt. In den vergangenen Jahren haben er und der Erste Samtgemeinderat Stefan Hausknecht die Verwaltung geräuschlos und souverän geführt. Die Aufgabenteilung war ziemlich klar: Grube repräsentierte auf charmante Art und Weise die Samtgemeinde, für das Klein-Klein in der Verwaltung war Hausknecht zuständig. Der wiederum sieht sich in der Rolle als Nummer zwei bestens aufgehoben. Nicht wenige in Politik und Verwaltung hätten sich Hausknecht sehr gut auch als Nummer eins vorstellen können.