Corona-Regeln: Wathlinger Kita ermahnt Eltern

Der Brief beginnt mit deutlichen Worten: „Liebe Eltern der Kinder in der Notbetreuung, wir können die Corona-Sicherheit Ihrer Kinder und unserer Mitarbeiterinnen nicht mehr gewährleisten“, schreiben Wathlingens Bürgermeister Torsten Harms und Stefanie Neumann, Leiterin der Kita Spatzennest. Was Harms und Neumann meinen: Einige Eltern würden sich in ihrer Freizeit nicht so verhalten, wie es die Corona-Regeln erforderlich machten. Konkret: Sie würden ihre Kinder zum Beispiel am Nachmittag mit mehreren anderen Kindern verabreden. Sorgen um die Mitarbeiterinnen: Neumann führt aus, dass die Mitarbeiterinnen seit Wochen auf jeden Kontakt außerhalb ihrer Familien verzichten würden, auch um die Kita-Kinder vor einer Ansteckung zu schützen. „Können sie sich vorstellen, wie belastet die Kolleginnen zum Teil sind, weil sie mit ihren alten oder kranken Eltern unter einem Dach wohnen und sich sorgen, dass sie durch den engen Kontakt zu Ihren Kindern die Coronaviren mit nach Hause bringen?“, fragt die Kita-Leiterin. Sie erinnert die Eltern außerdem daran, dass sie ein Privileg genießen, weil ihr Nachwuchs einen der begehrten Plätze in der Notbetreuung erhalten hat. Derzeit werden in der Wathlinger Kindertagesstätte 28 von normalerweise 105 Kindern betreut. Brief an die Eltern: Neumann beschreibt, dass manche Kinder in der Kita erzählen, dass sie bei Freunden übernachten würden oder mit der Familie zum Rodeln in den Harz fahren. Das alles kommt bei den Mitarbeiterinnen in der Kita offenbar nicht besonders gut an. Die Kita-Leitung bittet daher darum, dass die Eltern die Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Schreiben schlägt hohe Wellen: Gegenüber der CZ erneuerte die Kita-Leiterin ihre Kritik, sie steht zu dem Brief. Allerdings hätte sie etwas mehr differenzieren sollen, räumt sie ein. Die meisten Familien würden sich regelkonform verhalten, stellt sie klar. Dass das Schreiben in Wathlingen offenbar hohe Wellen schlägt, zeigt auch die E-Mail eines Wathlingers an die CZ. Er halte es für „unangemessen und übergriffig“, dass aufgrund von „Kitaplaudereien“ an die Einhaltung der Corona-Regeln erinnert werde, schreibt er. Neumann stellt indes klar, dass die Kinder im Spatzennest nicht ausgehorcht würden, sondern von sich aus erzählen würden, wen sie in der Freizeit alles treffen. Was man darf - und was nicht: Rechtlich ist die Sache klar: „Es gibt allgemeine Coronaregeln, die eingehalten werden müssen. Eine spezielle Regelung für Kinder, die in Kitas sind, gibt es nicht“, erläutert Landkreis-Sprecher Tore Harmening auf CZ-Anfrage. Ein Kind darf also am Nachmittag mit einem anderen Kind verabredet werden, allerdings mit Einschränkungen. Konkret darf sich ein Haushalt mit einer Person aus einem weiteren Haushalt treffen – das gilt auch für Kindergarten-Kinder. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kinder zusammen in die Notbetreuung gehen. „Der Landkreis empfiehlt aber dringend, dass die Kinder möglichst aus einer Gruppe kommen, vorgegeben ist es nicht“, sagt Harmening. Eine Ein-Kind-Regel, wie sie mal diskutiert wurde, gibt es nicht. Es wäre also nicht verboten, dass ein Kind jeden Tag mit einem anderen Kind verabredet wird – im Sinne der Kontaktbeschränkungen wäre das allerdings nicht.