Neue CZ-Serie: Adelheidsdorfer Bullenmäster bleibt optimistisch

600 Bullen an zwei Standorten in Adelheidsdorf und Dasselsbruch, 200 Hektar Ackerland, dazu eine 1,2-Megawatt-Biogasanlage: Der Rahlfsche Hof an der alten B3 in Adelheidsdorf ist in den vergangenen Jahren größer geworden. Ganz nach dem Prinzip "Wachsen oder Weichen". Für Georg Rahlfs junior ist die Expansion eine logische Entwicklung. "Die Preise sinken, die Auflagen gehen rauf. In meiner Wahrnehmung muss man größer werden", sagt der 52-Jährige. Noch größer soll es in den kommenden Jahren aber nicht mehr werden. Dürre, Auflagen, Tierwohl – und Corona: Wie viele Landwirte steht Rahlfs vor großen Herausforderungen. Dürre und trockene Böden, die neue Düngeverordnung und Tierwohl-Debatten sorgen für Veränderungen auf den Höfen. Rahlfs ist niemand, der sich der Entwicklung verschließt. "Es ist gut und richtig, dass sich die Gesellschaft verändert", sagt er, "nur würde ich auch mal gerne gefragt werden." Dem Adelheidsdorfer stößt es sauer auf, wenn "par ordre du mufti von herab entschieden wird". Rahlfs sagt, dass ihm selbstverständlich das Wohl seiner Tiere am Herzen liegt. Derzeit erprobt er ein neues Projekt. Der Adelheidsdorfer setzt im Bullenstall Spezialmatten aus Irland ein. Die Tiere sollen nicht mehr auf dem harten Spaltenboden stehen. Seine Kälber hält er sowieso auf Stroh – Standard auf dem Rahlfschen Hof. Und zu all diesen Fragen kommt die Coronakrise dazu. Im ersten Lockdown hatte Georg Rahlfs einen Notfallplan aufgestellt. Denn was passiert, wenn sich ein Mitarbeiter oder sogar alle mit Covid-19 anstecken würden. Wer füttert dann die 600 Bullen? "Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamtes hat mir allen Ernstes vorgeschlagen, dass ich meine Leute im Fall der Fälle ins Homeoffice schicken soll", sagt der Adelheidsdorfer Landwirt und schüttelt den Kopf. Das geht natürlich nicht. Also wurde eine Ausnahmeregelung gefunden. Sollte sich jemand mit dem Virus infizieren, dürfte er bei Rahlfs trotzdem zur Arbeit kommen – ohne Kontakt zu den Kollegen. Georg Rahlfs hat vier Mitarbeiter, die sich um die Tiere und die Biogasanlage kümmern. Rindfleisch-Preis stark gefallen: Im Jahr der Pandemie hat sich der Rindfleisch-Markt stark verändert. Die Landwirte haben vom Großhandel deutlich weniger Geld bekommen. "Der Preis ist um 30, 40 oder sogar 50 Cent pro Kilogramm Schlachtgewicht gefallen", sagt der Bullenmäster. Der Tiefstpreis habe bei 3,30 Euro pro Kilo gelegen. "Die Wirtschaftlichkeitsgrenze liegt bei 3,50 Euro", sagt Rahlfs. Im Klartext: Wenn der Preis unter diese Marke fällt, zahlt er drauf. Nach zahlreichen Coronafällen unter Mitarbeitern hatten viele Schlachthöfe ihre Kapazitäten zurückgefahren, zum Leidwesen von Schweine- und Rindermästern. "Wir wussten nicht, ob wir die Tiere überhaupt noch loswerden", berichtet der Adelheidsdorfer. Aus Sorge habe man früher verkauft, obwohl die Tiere noch an Gewicht zugelegt hätten. "Wir haben auch BSE überstanden": Trotz aller Schwierigkeiten macht Rahlfs einen gelassenen Eindruck. Wie er das Jahr 2020 finanziell abgeschlossen hat, weiß er noch nicht genau. "Ich bin grundoptimistisch, dass 2021 besser wird", sagt der Vater zweier Töchter (25 und 17). Die Folgen der Coronakrise werde man zwar noch Jahre spüren. Aber: "Wir haben BSE überstanden", erinnert Georg Rahlfs an eine große andere Krise vor 20 Jahren, "Corona werden wir auch überstehen".