Konzert : Große Gefühlstiefe in Bargfeld

Roland Glassl ist Kammermusikfreunden bekannt als früherer Bratschist des hoch angesehenen Mandelring-Quartetts. Seit er dort ausgestiegen ist, widmet er sich verstärkt der Lehre und seiner solistischen Kammermusiktätigkeit. In dieser Kombination fühlt er sich spürbar wohl und spielt auch mal in einem so abseits gelegenen Ort wie Bargfeld. Hier gibt es ein sehenswert renoviertes Gutshaus samt Scheune, das von den Besitzern als Konzertort mit viel Charme und guter Akustik ausgebaut wurde. Endlich auch in Bargfeld mehr kulturell erleben: So manch Einheimischer mag sich gefreut haben, dass endlich auch mal in dieser Region Celles kulturell mehr zu erleben ist, als das die letzten Jahre der Fall war. Neben den Aktivitäten des ebenfalls in Bargfeld ansässigen Antiquars Wiedenroth ist nämlich diese Gegend in Sachen klassischer Musik ein Niemandsland im Landkreis, im Gegensatz zu Winsen oder Wietze. Leider jedoch finden die Aktivitäten des Betreiberpaars bisher wenig öffentliche Unterstützung, weshalb es unsicher ist, ob dieses Engagement weiter geführt werden kann. Es wäre ein Trauerspiel, wenn dieser Konzertort wieder aus den Kulturkalendern verschwinden würde, denn das Konzert erwies sich als sehr hörenswert. Märchenbilder mit großer Schlichtheit und Dichte: Glassl spielte mit seinem Begleiter Hilko Dumno zunächst die vier Märchenbilder von Robert Schumann mit großer Schlichtheit und Dichte zugleich. Da gab es keinen Kitsch, was sehr oft bei diesen Stücken zu erleben ist, aber trotzdem ein Erlebnis großer Gefühlstiefe. Nicht ganz so überzeugend geriet die ganz späte f-Moll-Sonate von Johannes Brahms, die ursprünglich für Klarinette gedacht war. Diese Bläserfassung hat auch den großen Vorteil, dass man ihr die versiegenden Ideen des Komponisten im Alter nicht ganz so anmerkt. Abschlussstück fasziniert Bargfelder Publikum: Ganz anders die beiden Stücke nach der Pause. Das für Viola geschriebene Konzertstück von George Enescu ist in der auf den Punkt gebrachten Mischung aus Spätromantik und Impressionismus ein brillantes Stück, das den Virtuosen fordert, diesen aber nicht mit platten Effekten brillieren lässt, sondern Inhalt und musikalischen Gestus in einer wunderbaren Balance hält. Noch faszinierender geriet das Abschlussstück des Programms, eine genau vor hundert Jahren entstandene Sonate für Viola und Klavier von Rebecca Clarke, ein Meisterwerk, das in seiner Ideenvielfalt und eigenständigen, wenn auch eher in die Vergangenheit blickenden musikalischen Sprache, originell erscheint und Lust macht auf mehr Musik dieser Komponistin. Dass dieser positive Eindruck des Stückes von Glassls und Dumnos so engagiertem wie differenziertem Spiel gefördert wurde, ist klar. Kein Wunder, dass nach diesem Stück noch zwei Zugaben erklatscht wurden von einem Publikum, das sich, auf weitere Konzerte in diesem stimmigen Rahmen freuen würde. Von Reinald Hanke

Konzert - Große Gefühlstiefe in Bargfeld