Ausstellung : Den richtigen Augenblick „erwischen“

„Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern“, so ein Werbespruch der Leica AG. Die drei Künstler, die am Sonntag ihre Fotografien erstmals der Öffentlichkeit präsentierten, haben das „Sehen“ gelernt, und schon die Eröffnungsveranstaltung zeigte, welch eine Vielfalt die Kunst des Ablichtens darstellt. Natürlich ist heute im Zeitalter der digitalen Fotografie alles ganz einfach, wie viele Handy-Fotos mögen mittlerweile wohl schon geschossen worden sein? Doch das ist keine Kunst, einfach einmal den Auslöser zu betätigen. Und so sind wir wieder beim Eingangssatz: Man muss etwas sehen, erkennen und die richtige Position einnehmen, um den richtigen Augenblick zu „erwischen“. Labor im Labyrinthgarten des Klosters: Interessant, wie unterschiedlich die drei Fotografen Martin Menzel, Robert Jando und Miroslaw Slusarczyk an ihre große Leidenschaft herangehen. Menzel benutzt lediglich in seinem Beruf als Fotograf die Digitalkamera. Für die ausgestellten Werke geht er auf den Ursprung der Fotografie zurück und stellte seine über 100 Jahre alte Kamera mit einem Objektiv von 1870 zur Schau. Fotos mit dieser Ausrüstung erscheinen auf der sogenannten Kollod-Nassplatte auf dem Kopf stehend und seitenverkehrt. Dreht man das Bild um, ist es zwar „richtig“, das Seitenverkehrte hingegen bleibt. Hinzu kommt, dass die Nassplatte unter Zuhilfenahme unterschiedlichster Chemikalien innerhalb von zehn Minuten entwickelt werden muss, sonst war die Mühe umsonst. Menzel hatte sich für diese Ausstellung das Kloster Wienhausen als Motiv ausgesucht, sein Labor stand im Labyrinthgarten des Klosters. Aber auch sehr persönliche Porträts machen seine Kunst aus und die zahlreich erschienenen Gäste lauschten gebannt seinen Ausführungen. „Sachlichen“ Darstellungen der Architektur: Ganz anders hingegen Robert Jando. Seine Bilder, in dieser Ausstellung hauptsächlich die „sachlichen“ Darstellungen der Architektur, ziehen den Betrachter magisch an. Hinzu kommt die Darstellung der Fotografien sowohl in Farbe als auch im direkten Vergleich in Schwarz-Weiß. Man muss schon, zum Beispiel bei dem Bild der Münchner U-Bahn-Station, zweimal hinschauen, um die Schönheit dieser Architektur zu verinnerlichen. Und er entführt auch nach Venedig, Urlaubsträume auf Leinwand gebannt. Landschaftsaufnahmen zum Entspannen: Ein ganz anderes Thema ist bei Slusarczyk zu entdecken: die Natur. Der Hobby-Fotograf, der sich selbst als Einzelgänger bezeichnet, braucht diese stillen Momente, um Abstand zur Realität zu gewinnen. Seine Bilder sind in der heimischen Region entstanden und beim Betrachten der Fotos versteht man seine Intuition: herrliche Landschaftsaufnahmen zum Entspannen. Ausstellung läuft bis zum 1. März 2020: „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut“, hat der 2004 gestorbene französische Fotograf Henri Cartier-Bresson einst gesagt – das ist den drei Künstlern aufs Beste gelungen. Die von der Kulturregion Aller-Fuhse-Aue initiierte Ausstellung läuft noch bis zum 1. März 2020. Danach können die Bilder käuflich erworben werden. Die Erlöse hieraus gehen zum einen an „Flotart“ – Kunst + Design in Flotwedel und zum anderen an das Celler Hospiz. Von Kirsten Pröve-May

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