Schwerbehinderte kämpfen für Straßenbeleuchtung in Hambühren

Ein paar Lichterketten und das eine oder andere beleuchtete Fenster erhellen die Finsternis in der Straße. Ansonsten ist es vor dem Bungalow von Mathias Dreßke zappenduster. Der 39-Jährige, der unter der Glasknochenkrankheit leidet, wagt sich seit Beginn der dunklen Jahreszeit abends nur noch mit Taschenlampe aus dem Haus. Seine Lebensgefährtin Jenny, die aufgrund einer Wirbelsäulenerkrankung auf eine Gehhilfe angewiesen ist, ist sogar noch schlimmer betroffen. "Wenn's dunkel ist, geht sie gar nicht mehr vor die Tür", sagt Dreßke. Vom hellen Hannover ins dunkle Hambühren: Vor einem Jahr ist das Paar aus Hannover an die "Neue Grenze" nach Hambühren gezogen. "Die Stadt ist uns furchtbar geworden, da haben wir ein Häuschen außerhalb gesucht", sagt Dreßke. Da der Software-Entwickler mittlerweile fast ausschließlich im Homeoffice arbeitet, passt das umso besser. Nur die fehlende Straßenbeleuchtung trübt die Wohnfreunde des Hauseigentümers. Auf rund 250 Metern gibt es keine Laternen. Ein Bürgersteig oder befestige Fahrbahnränder sind ebenfalls nicht vorhanden, sodass das Tapsen im Dunkeln nicht ganz ungefährlich ist. Zuvor war es sogar noch schlimmer. Die Gemeinde hatte aus dem Feldweg, der bei Regen überflutet wurde, erst vor wenigen Monaten eine weitgehend befestigte Fahrbahn gemacht. Straßenlaternen wurden dabei allerdings nicht aufgestellt. "Die Kabel dafür liegen aber schon bereit", weiß Dreßke und zeigt auf einen Stromverteilerkasten in der Kurve am Ende der Straße. 4000 Euro zu teuer für Verkehrssicherheit? "Als ich hier eingezogen bin, war die Straße eine Katastrophe", erinnert sich Nachbar Hans-Joachim Bartsch, der im April 2019 in eines der frisch gebauten neuen Häuser an der Neuen Grenze einzog. Seitdem versucht er den Ausbau der Straße voranzutreiben und hat dazu schon zahlreiche Ratssitzungen und Ausschüsse besucht – bislang vergeblich. "Die haben sich im Bauamt verrannt", meint Bartsch und verweist auf die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde. Dass Verwaltung und Rat die Straßenlaternen aus Kostengründen ablehnen, kann er nicht nachvollziehen. "Es fehlen vier Leuchten. Nach Aussage des Bauamtsleiters würde das 4000 Euro kosten." Investor soll Straßenausbau bezahlen: Die Gemeinde hat andere Pläne. Die derzeit noch bewaldete Westseite der Straße soll bald neu bebaut werden, ein Investor hat schon Interesse angemeldet. Die Verwaltung möchte den Bauherren in die Pflicht nehmen, beim Häuserbau auch die dazugehörige Straße auszubauen. Für das bereits mit mehreren Millionen Euro verschuldete Hambühren wäre das die beste Lösung, nachdem die Gemeinde schon 30.000 Euro in die vorläufige Straßensanierung steckte. Die Anwohner müssten dann aber noch mehrere Jahre auf Licht warten. "Pech gehabt", sagen einige: Die Anwohner hätten ja gewusst, worauf sie sich beim Einzug einlassen. Diesen Vorwurf weist Dreßke jedoch zurück. "Wir haben schon bei der ersten Besichtigung gefragt, wie es hier weitergehen wird", sagt er. Dass es auf Jahre hinaus keine Straßenlaternen geben wird, sei nicht abzusehen gewesen. Bürgermeister will Problem unbürokratisch lösen: Der FDP-Fraktionsvorsitzende Dieter Sawischlewski hat im Sinne der Anwohner in der vergangenen Ratssitzung einen offiziellen Antrag gestellt. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam. Die Forderung nach einer Straßenbeleuchtung wurde erst einmal an den zuständigen Gemeindeentwicklungsausschuss verwiesen. Der tagt jedoch erst wieder im März, wenn die dunkle Jahreszeit längst vorbei ist. Eine Ratsentscheidung wird vielleicht aber auch gar nicht nötig sein. Bürgermeister Carsten Kranz stellt auf CZ-Nachfrage eine unbürokratische Abhilfe in Aussicht. "Wir werden schauen, ob wir das Problem kurzfristig lösen können", sagt das Gemeindeoberhaupt. Wenn sich im Bestand des Bauhofs noch alte Straßenlaternen befinden, sollen diese provisorisch aufgestellt werden.