Frederike von Möhlmann: Keine Vergewaltigung

War es kein Mord, sondern Totschlag? Im Fall der am 4. November 1981 getöteten Frederike von Möhlmann aus Hambühren haben der Hamburger Rechtsanwalt Johann Schwenn und seine Partner Leon Kruse und Yves Georg eine Argumentation gefunden, die Ismet H., der seit dem 25. Februar in Untersuchungshaft sitzt, vor einem neuen Mordprozess bewahren könnte. Laut eines Berichtes des Spiegels argumentieren die Anwälte, dass es nicht ausgeschlossen werde könne, dass es nach dem damaligen Recht keine Vergewaltigung gegeben habe. Das könnte bedeuten, dass Frederike von Möhlmann nicht getötet worden sei, um eine Straftat zu verdecken, sondern aus anderen Gründen, vielleicht im Streit. Dann würde es sich nicht um Mord, sondern lediglich um Totschlag handeln – und der 1983 rechtskräftig freigesprochene Ismet H. könnte nicht nochmal angeklagt werden. Paragraf 362: Wiederaufnahme in Mordfällen möglich: Der neue Paragraf 362 lässt eine Wiederaufnahme bei neuen Tatsachen oder Beweismitteln nämlich nur in Fällen zu, nach denen eine Verurteilung wegen Mordes oder anderer unverjährbarer schwerster Straftaten mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist. Totschlag gehört nicht dazu. Ismet H. wird durch ein DNA-Gutachten des Landeskriminalamts Niedersachsen schwer belastet, der zum Tatzeitpunkt 22-Jährige kommt als Verursacher einer Spermaspur am Slip der Getöteten in Betracht. Spuren für Gewalt beim Geschlechtsverkehr gab es aber keine – darauf stützen die Hamburger Anwälte ihre Argumentation. Wolfram Schädler kämpft mit Hans von Möhlmann um Gerechtigkeit: Für den Anwalt von Hans von Möhlmann, Wolfram Schädler, hat sich das Thema mit dem Beschluss des Oberlandesgerichtes (OLG) Celle aber erledigt. "Herr von Möhlmann ist gesundheitlich sehr angeschlagen, aber er hat sich riesig gefreut", sagt Schädler. "Aus meiner Sicht ist es ein sehr ausführlicher und sorgfältiger Beschluss." Seine ganze Hochachtung gelte der Justiz von der Staatsanwalt über das Landgericht Verden bis zum Oberlandesgericht Celle. Der Rechtsanwalt, der seit sieben Jahren an der Seite von Hans von Möhlmann kämpft, hofft, dass das Landgericht nun feststellt, dass der Wiederaufnahmeantrag begründet ist, und es anschließend zum Prozess kommt. Hat er Frederike von Möhlmann ermordet? Ismet H. sitzt in Untersuchungshaft: Da Ismet H. in Untersuchungshaft sitzt, wird das Landgericht Verden wahrscheinlich bald zu einer Entscheidung kommen. Das OLG Celle hat festgestellt, dass die von Ismet H.s Anwalt Matthias Waldraff angekündigte Verfassungsbeschwerde keine aufschiebende Wirkung habe. OLG Celle sieht dringende Gründe für eine Verurteilung wegen Mordes: Und nicht nur das: Das OLG Celle ist der Argumentation der Anwälte zum Thema Totschlag nicht gefolgt, sondern hat entschieden, dass Ismet H. in Untersuchungshaft bleibt. "In dem konkreten Fall bestünden unter Berücksichtigung des nunmehr vorliegenden DNA-Gutachtens dringende Gründe für eine Verurteilung wegen Mordes, so die Celler Richter. Damit lägen die Voraussetzungen des neuen Wiederaufnahmegrundes in Paragraf 362 vor.

Frederike von Möhlmann: Keine Vergewaltigung - kein Mord?