Das passiert mit den Abfällen auf dem Recyclinghof Struck in Hambühren

Ein Lastkraftwagen nach dem anderen fährt vom Recyclinghof Struck herunter. Neben den großen Fahrzeugen wirken die kleinen Gabelstapler, die auf dem Gelände ihren Weg suchen, fast schon winzig. Dennoch sind sie eine gute Möglichkeit, um Dinge schnell von einem Ort zum anderen zu bringen. Die Gabeln, die eben noch nur Zentimeter über dem Boden waren, werden nun unter ein schwarzes, leicht zerbeultes Auto geschoben. Die Gabeln werden nach oben gefahren und heben somit auch den Wagen nach oben, der zwar etwas wackelt, aber trotzdem ohne Probleme an eine andere Stelle auf dem Hof transportiert werden kann. Auf dem Recyclinghof in Hambühren herrscht jeden Tag viel Verkehr. „Hier gehen jeden Monat bis zu 250 Lkw-Ladungen raus“, erklärt Marcel Struck, der im Familienunternehmen für den Außendienst zuständig ist. Sein Vater, Karl „Kalli“ Struck, hat die Firma aufgebaut. 1981 fing er im Schrott- und Metallhandel an. Damals war er nur mit einem einzigen Lkw unterwegs. Heute arbeiten 46 Mitarbeiter auf dem Gelände in Hambühren, das etwa 70.000 Quadratmeter umfasst. Die Leitung des Entsorgungsfachbetriebs hat Kalli Struck inzwischen in die Hände seiner drei Söhne gelegt. Er schaut dennoch regelmäßig auf dem Hof vorbei. „Und eins ist klar, ohne die Hilfe meiner Frau Dorit hätte ich das hier niemals aufbauen können“, betont Kalli Struck. Recycling ist in Hambühren Familiensache. „Kunden alles aus einer Hand anbieten“: Längst ist der Entsorgungsfachbetrieb für mehr als nur Schrott und Metall zuständig. „Wir wollten unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten“, erklärt Marcel Struck. So kamen unter anderem auch noch Wertstoffe und einige Sonderabfälle hinzu. Zumeist sind es gewerbliche Kunden, die den Dienst des Recyclinghofs in Anspruch nehmen. Der Betrieb stellt Container zur Verfügung, die am äußeren Rand des Geländes stehen, bis sie ein Kunde benötigt. Hier sind verschiedene Varianten zu finden: Von Absetzmulden bis hin zu Presscontainern, offen oder mit Deckel. Mit dem Containerdienst bietet das Unternehmen sowohl die Abholung als auch die Annahme von Containern an. Meist hat die Firma Kunden mit Daueraufträgen. Ist ein Container voll, wird er auf dem Hof abgeladen und durch einen leeren ausgetauscht. Ein weiteres Standbein der Firma ist der Bereich Abbruch und Demontage. Der Betrieb hilft dabei, Häuser oder ganze Industriegebäude zu zerlegen. Aber auch die Wohnungsentrümpelung oder das kleine Gartenhäuschen gehören zu den Aufgaben der Abbruchkolonne. „Was weg soll, kriegen wir auch weg. Geht nicht, gibt es bei uns nicht“, so Marcel Struck. Auf dem Hof werden die größtenteils bereits vorsortierten Abfälle dann verteilt. Bei den Grünschnittabfällen versucht ein Fahrer, Sträucher und Geäst per Kipplaster auf den Boden auszukippen. Bei eisigen Temperaturen stellt sich das jedoch als schwierig dar. Alles ist festgefroren. Selbst, als der Container sich nicht weiter kippen lässt, rutscht erstmal noch nichts. Das dort gelagerte Holz wird auf vier unterschiedliche Berge aufgeteilt, je nachdem welcher Kategorie es entspricht. „Zur Kategorie A4 gehört Holz aus dem Außenbereich, beispielsweise Zäune. Zur Kategorie A1 gehören Verpackungsmaterialien wie Paletten“, so Struck. Aber nicht nur Berge aus Holz stapeln sich auf dem Hof. Besonders auffällig sind auch die kleinen Türme aus den zusammengepressten alten Karosserien. Der Betrieb kümmert sich um die Demontage der Fahrzeuge. Dazu gehört der Ausbau der Sitze und das Abmontieren der Reifen. Auch alle Flüssigkeiten werden abgelassen und später von speziellen Firmen entsorgt. Lagerzeit hängt von vielen Faktoren ab: Vieles lagert auf dem Hof draußen, sodass Reifen, Bauschutt und andere Dinge in der kalten Jahreszeit auch unter Schnee verschwinden können. Dann lässt sich teilweise nur noch erahnen, aus welchem Material die verschiedenen Berge entstehen. Aus Versicherungsgründen werden wertvolle Materialien wie Messing oder Kupfer in einer Halle gelagert. Hier stapeln sich die Kupferrohre, bis sie mit dem Lkw abtransportiert werden. „Wann wir diese bei Großhändlern oder den Schmelzen anbieten, ist immer unterschiedlich“, sagt Struck. Der Betriebswirt muss verschiedene Faktoren im Auge behalten. Wie viel Lagerkapazität steht noch zur Verfügung? Wo steht der Preis und wie viel kann auf einmal angeboten werden? Papier ist nicht gleich Papier: Abgesehen von der Metallhalle gibt es auch noch die neue Papierhalle, die vergangenes Jahr fertiggestellt wurde, nachdem 2019 ein Brand die alte vernichtet hatte. Eigentlich hatte es ein großes Fest geben sollen, nachdem die neue Halle fertiggestellt worden war, aber Corona hatte dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. In der Halle geht es laut zu. Ein Radlader schiebt Pappe auf ein im Boden verlaufendes Förderband, das das Material nach oben transportiert. Dort fällt die Pappe in eine Presse. Unten werden langsam immer gleich große Papierballen herausgeschoben, die zuvor noch automatisch verdrahtet worden sind. Ein Blick auf die Ballen zeigt: Auch Papier ist nicht gleich Papier. Die verschiedenen Arten werden vorsortiert, und zusammengepresst wird nur das, was auch zusammengehört. In der Halle stapeln sich Quader aus Pappe, Zeitungen, Aktenordner oder auch aus geschredderten Papierschnipseln. Obwohl diese normalerweise lose wie Schnee durch die Gegend fliegen würden, halten sie zusammengepresst in ihrer neuen Form stand und können so verladen werden. Weitere Standorte in Peine und Celle: Der Bereich der Wertschöpfung macht den Hauptverdienst der Firma Struck aus, die nicht nur in Hambühren sitzt. In Peine wurde eine Niederlassung eröffnet, wo derzeit drei Mitarbeiter tätig sind. „Wir fangen dort klein an“, so Struck. Schließlich zeigt der Standort in Hambühren, wie schnell ein Betrieb wachsen kann. Und auch in der Celler Altstadt ist die Firma Struck mit ihrem Gold- und Silberankauf zu finden. Während in Hambühren also Papier gepresst, Metall sortiert und Autos auseinandergenommen werden, werden an der Celler Mauernstraße Schmuck, Münzen oder Ähnliches begutachtet. „Per Röntgengerät kann der prozentuale Goldanteil festgestellt werden. Das bildet volle Transparenz für den Kunden“, erklärt Struck. Bei allen Wertsachen, die dort angekauft werden, handelt es sich ausschließlich um Schmelzware. Es lässt sich eben nicht nur Schrott oder Papier recyceln. Von Lisa Brautmeier