Raumfahrt im Landkreis Celle: Die Hintergründe zum SpacePark Trauen

Auf der östlichen Seite ist der Fliegerhorst Faßberg, auf der westlichen die Grenze zum Landkreis Heidekreis. Schon die Privatstraße des Bundes verdeutlicht, dass hier nicht jedermann hinkommt. Ein hoher Zaun umgibt die 60 Hektar große Fläche. Auf dem großen, waldreichen Areal des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Trauen (DLR) soll in den kommenden Jahren ein SpacePark entstehen. "Es ist ein riesiger Erfolg, dass Trauen jetzt diese Renaissance erlebt. Die Forschung, die hier durch das DLR aufgebaut und perspektivisch auch für Raumfahrt-Startups nutzbar sein wird, ist wichtig für Deutschlands unabhängigen Zugang zum Weltraum – und ein Wachstumsimpuls für die ganze Region Celle“, sagt der Celler Bundestagsabgeordnete und verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion Henning Otte. Bis zu 60 Mitarbeiter sollen am DLR-Standort Trauen arbeiten: Konkret ist der Aufbau eines Technologieparks für Raumfahrtanwendungen geplant. Neben einem neuen Kompetenzzentrum für den Bau und den Transport von Kleinsatelliten sollen Forschungsanlagen zur Untersuchung von Ionenantrieben für Satelliten und zum Test von Raumfahrtantrieben in der Gemeinde Faßberg aufgebaut werden. In der Region Celle-Bergen entstehen also Hightech-Arbeitsplätze. In den nächsten Jahren sollen bis zu 60 Mitarbeiter am DLR-Standort in Trauen arbeiten und forschen. Elektrische Raumfahrt-Antriebe sollen in Trauen erforscht werden: "Es werden drei Ziele verfolgt", sagt Otte. "Die exzellente Forschung und Entwicklung von Triebwerken, also elektrische Raumfahrt-Antriebe, ein Test- und Integrationszentrum mit der Perspektive ,Responsive Space' sowie Partner der Industrie als Technologie-Campus." Noch in diesem Jahr sollen die Renovierungen und der Aufbau der Labore beginnen. Die Testanlagen sollen ab dem kommenden Jahr gebaut werden, 2022 soll der Antriebsprüfstand folgen. Militärisches Interesse an Raumfahrtentwicklung: Otte betont, dass der geplante SpacePark militärisch von Interesse sei und daher bis zum Jahr 2024 jährlich zusätzliche Fördermittel zwischen 5 und 6,5 Millionen Euro aus dem Verteidigungsministerium fließen sollen. "In einem Fall von Cyberangriffen müssen wir schnell Satelliten hochschießen", sagt Otte. Der DLR-Standort Trauen sei in Deutschland einzigartig aufgrund seiner schon vorhandenen Testflächen und Genehmigungen, Lage des Standorts und verfügbarem Platzangebot. Die Nähe zum Fliegerhorst und die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung hätten zudem für den Standort gesprochen. Zumal die Fläche auch erweitert werden könnte, da der angrenzende Wald der Landesforst gehört. Althusmann: Technologiepark in Trauen wird von Bedeutung sein: "Wir haben stetig daran gearbeitet, den Standort Trauen wieder zum Leben zu erwecken. Der Spacepark wird dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der niedersächsischen Luft- und Raumfahrtbranche sowie die regionale Infrastruktur zu stärken. Für die künftige niedersächsische Luft- und Raumfahrtstrategie 2030 wird der Technologiepark in Trauen von wichtiger Bedeutung sein", sagt der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Experimentelle Forschungsanlagen für innovative Satellitenantriebe: Im neuen Kompetenzzentrum am DLR-Standort Trauen sollen Technologien, Verfahren und Konzepte für Kleinsatellitenkonstellationen und deren Verbringung sowie Antriebs- und Missionssysteme entwickelt und erforscht werden. Für innovative Satellitenantriebe werden experimentelle Forschungsanlagen entstehen. Perspektivisch wird ein Technologie- und Innovationscluster errichtet, welches es auch Start-ups ermöglicht, Technologien und Systeme gemeinsam mit dem DLR und potenziellen Nutzern zu erproben und weiterzuentwickeln. "Die Bedeutung des Standortes als Testgelände für neue Antriebe und Launcher beherbergt großes Potenzial zur Weiterentwicklung", sagt Otte. "Neben einer Zukunft als Test-, Integrations- und Entwicklungszentrum kann in Trauen auf schon bestehenden Industrie-Kooperationen aufgebaut werden, wie die mit der am Standort tätigen Ariane Group." Faßbergs Bürgermeister Bröhl freut sich über Raumfahrtprojekt: Frank Bröhl, Bürgermeister von Faßberg, freut sich über das Raumfahrtprojekt in seiner Gemeinde. „Die Bürger von Faßberg sind stolz, hier Top-Wissenschaftlern aus der ganzen Welt eine Heimat bieten zu dürfen und dass die langjährigen Bemühungen von Bund, Land und Gemeinde zur Entwicklung des Forschungsstandortes Erfolg gezeigt haben. Ich verspreche mir vielfältige wirtschaftliche Impulse für unsere Bürger durch das Projekt SpacePark Trauen. Wir werden das DLR und andere beteiligte Firmen gerne unterstützen." Neue Arbeitsplätze im Technologiebereich: Nach Angaben vor Otte werde seit zwei Jahren intensiv an den Planungen gearbeitet. "Die Arbeitsplätze am Standort werden gestärkt und es entstehen hochwertige Arbeitsplätze im Bereich der Forschung und im Technologiebereich." Von Bedeutung sei die strategische Ausrichtung. "Der Standort erwacht aus dem Dornröschenschlaf", so Otte. "Die Erhaltung der vorhandenen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze sind wichtige Voraussetzungen dafür, den prognostizierten demografischen Trends in der Gemeinde Faßberg und im Nordkreis des Landkreises Celle entgegenzuwirken." Neue Arbeitsplätze könnten die Rückwanderungsquote der aus Faßberg nach Ausbildungsende abgewanderten, gut ausgebildeten Fachkräfte verbessern. Otte: Technologie-Campus könnte entstehen: Der Bundestagsabgeordnete denkt schon weiter. "Ein an die DLR-geführte Entwicklung angelehnter Technologie-Campus könnte bei vorhandener Infrastruktur und Know-How ebenfalls Start-ups vor Ort und in der Region mit einbinden", sagt Otte, der dabei raumfahrt- und technologienahe Unternehmen wie Ingenieursdienstleister im Blick hat. Seit 1935 werden Raketenantriebe in Trauen erforscht: Bereits seit 1935 wird in Trauen der Bereich der Raketenantriebe wesentlich erforscht. Namen wie Wernher von Braun und Professor Eugen Sänger sind eng mit Trauen verbunden. Durch die Kriegsereignisse wurde die Arbeit in Trauen beendet. Vorhandene Anlagen wurden zerstört. Erst in den späten 1950er Jahren nahm die Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt in Braunschweig den Betrieb wieder auf und reaktivierte auch ihren Standort Trauen durch Forschungen an Strahlantrieben. 1969 wurde der Bereich nach Lampoldshausen in Baden-Württemberg verlagert. Studenten kommen an DLR-Standort Trauen: Die Basis für die DLR-eigenen Forschungsaktivitäten liegt jetzt auf Tests von kleinen innovativen Raketentriebwerken, Versuchen zur Brandsicherheit und künftig auch auf einem großen Testfeld. „Studenten von norddeutschen Universitäten kommen regelmäßig nach Trauen, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen, denn manches geht nur hier“, sagte Diplomingenieur Jürgen Veth der CZ im vergangenen Jahr. „Die erfolgreiche Beteiligung der studentischen Hochschulgruppen an Projekten wäre ohne diese Arbeitsbasis in Trauen gar nicht möglich.“ Ariane Group entwickelt in Trauen Resus-Notauftauchsystem für militärische U-Boote: Neben der DLR arbeiten derzeit 50 Mitarbeiter der Ariane Group am Standort Trauen. Eine Hauptaufgabe liegt in der Entwicklung des Resus-Notauftauchsystems für militärische U-Boote. SpacePark Trauen perfekter Standort für innovative Raumfahrtindustrie: "Die Raumfahrtindustrie erfährt derzeit einen Boom, der durch neue Antriebstechnologien, fortschrittliche Fertigungsmöglichkeiten und Miniaturisierung von Komponenten in Gang gesetzt wurde", sagt Otte. "Daher besteht eine Win-Win-Situation für das Land Niedersachsen, den Landkreis Celle, die Gemeinde Faßberg, inklusive des Standorts Trauen, und die interessierte Raumfahrtindustrie." Das Ergebnis soll der „SpacePark Trauen“ sein – ein perfekter Standort für innovative Raumfahrtindustrie.