1000 Jahre Müden: Eine besondere Führung durchs Heidedorf

Wer in der Müdener St.-Laurentius-Kirche sitzt und nach oben blickt, kann im Kirchengewölbe eine kleine runde Öffnung sehen, die mit einem Holzdeckel verschlossen ist. „Es wird vermutet, dass hier die Seile zu einer kleinen Glocke hochgegangen sind, als es den Kirchturm noch nicht gab“, sagt Frank Dening. Er ist einer der Gästeführer, die anlässlich des 1000. Geburtstages von Müden zu einer besonderen Dorfführung einlädt. Höhepunkt ist die Besichtigung des hölzernen Glockenturms – von dort geht es über eine schmale Treppe zu einem „Ort, den man eigentlich nie zu Gesicht bekommt“, wie Dening sagt. Denn die Teilnehmenden der Führung sehen plötzlich das Kirchengewölbe von oben. St.-Laurentius-Kirche Müden wurde im 12. Jahrhundert gebaut: „Die Kirche wurde viel zu groß gebaut“, sagt der Gästeführer mit Blick auf die damalige Einwohnerzahl. Als die Kirche im 12. Jahrhundert errichtet wurde, habe Müden gerade einmal rund 80 Einwohner gehabt. „Der Legende nach war ein Herr von Hasselhorst dem Tode nahe und hat danach sein ganzes Geld und seine ganze Arbeit in die Kirche gesteckt“, so Dening. „Er hat uns auf jeden Fall eine schöne Kirche hinterlassen.“ Eine Besonderheit: In der Kirche gibt es zwei Taufbecken. Feuerwehr trocknet Schläuche im Kirchturm: Im 16. Jahrhundert wurde schließlich der Kirchturm auf Findlingen errichtet. „Durch das Schwingen der Glocken drohte der Turm umzukippen, daher wurde das Fundament mit roten Klinkersteinen ausgemauert“, erklärt Dening. Heute hängen eine 1000 Kilogramm schwere Glocke aus dem Jahr 1648 und eine kleinere 600 Kilogramm schwere Glocke aus dem Jahr 1775 in dem Turm. „Müden hatte Glück, dass beide nach den Weltkriegen zurückgekommen sind“, sagt Dening, der in Müden aufgewachsen ist. Doch nicht nur die Glocken hängen in dem Kirchturm, auch die Feuerwehrschläuche trocknen hier. „Für die paar Schläuche extra nach Celle fahren, lohnt sich nicht“, sagt Dening. Örtze und Wietze fließen in Müden zusammen: Auch sein früherer Spielplatz rund um die „Alte Ziegelei“ gehört zur Führung. Dening zeigt dabei den eigentlichen Ursprung des Heidedorfes. Heute fließen Örtze und Wietze ein Stück weiter zusammen. Zum Örtzeeck geht es nach der Kirchenbesichtigung. Von dort geht es auf der Suche nach alten Verteidigungsstellungen im Zweiten Weltkrieg zum Aalfang auf dem Peetshof in der Wietze. Zudem gehören der Alte Friedhof, der alte Ziehbrunnen am Neubauerweg und die alte Stellmacherei auf dem Rosinshof zum Programm. Die besondere Dorfführung wird bis September jeweils am 22. eines Monats, 16 bis zirka 18 Uhr, angeboten. Startpunkt ist die Mühle, Veranstalter ist der Förderkreis NaturHeimat. Anmeldungen sind über die Touristinformation möglich.