Bunte Gegendemos: Eschede bietet Neonazis die Stirn

Rund 350 Bürger haben sich am Samstag gegen den NPD-Aufmarsch in Eschede zur Wehr gesetzt. Der Demonstranten zogen bis zum Hof des rechtsextremen Landwirts Joachim Nahtz am Ortsrand, wo die NPD ein "Erntefest" veranstaltet hatte. Am Zaun kam es zu ein paar Provokationen, insgesamt blieb der Protest aber zu jeder Zeit friedlich. Nach Polizeiangaben waren zum NPD-"Erntefest" rund 40 Teilnehmer erschienen, deutlich weniger als erwartet. Am Vormittag hatten sich ganze neun Rechtsradikale an einem Aufzug durch Eschede beteiligt. Breites gesellschaftliches Bündnis: Der Gegendemo wurde von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis getragen. Vertreter von CDU, FDP, SPD, Grünen und Linken beteiligten sich genauso wie Kirchen und Gewerkschaften. Auch die Antifa war wieder zugegen. Der "Schwarze Block" umfasste etwa drei Dutzend Personen. "Wir sind viele und wir sind bunt. Eschede ist bunt", sagte der frühere Celler Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende (SPD) während der Kundgebung am Bahnhof. Begonnen hatten die Veranstaltungen zuvor auf dem Escheder Marktplatz, wo die Landtagsabgeordneten Jörn Schepelmann (CDU) und Jörg Bode (FDP) ihren Protest gegen die NDP-Treffen zum Ausdruck brachten. Vom Bahnhof zog der bunte Tross dann zunächst zur Ecke Hermannsburger Straße/Zum Finkenberg. Dort ergriff Wilfried Manneke, Sprecher des Netzwerks Südheide gegen Rechtsextremismus, das Wort. "Die Rechten auf Hof Nahtz sind nicht die netten Jungs von nebenan, das sind Hardcore-Nazis", sagte er. Er sei verwundert, dass die Behörden nichts gegen die Veranstaltungen unternehmen würden. "Dieser Hof darf auf keinen Fall ein Refugium für Neonazis werden", erklärte Manneke. Eine Petition an Innenminister Boris Pistoris sei in Arbeit. "Wir wollen, dass das NPD-Zentrum geschlossen wird", sagte der Pastor im Ruhestand. Hubschrauber überwacht Gelände: Von der Hermannsburger Straße zogen die Demonstranten schließlich bis zu dem heruntergekommenen Hof, der inzwischen im Besitz der Landes-NPD ist. Es kam zu ein paar verbalen Scharmützeln, insgesamt blieben aber größere Zwischenfälle aus. Zahlreiche Polizisten schirmten den Hof ab. Sogar ein Hubschrauber der Bundespolizei flog über das Gelände. Auch eine Reiterstaffel war im Einsatz. Bei der Abschlusskundgebung erklärte Jens-Christian Wagner, scheidender Leiter der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten, dass eine "klare politische Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus und Demokratieverächtung" notwendig sei. "Wir demonstrieren gegen die unerträgliche Präsenz radikaler Neonazis auf Hof Nahtz in Eschede. Von diesen Schulungs- und Vernetzungstreffen geht eine virulente Gefahr aus. Das können wir nicht dulden."