St.-Lamberti-Gemeinde: Pastor Winkelmann zieht es zu den Schnucken

Als Pastor der St-Lamberti-Gemeinde Bergen hat Matthias Winkelmann in den vergangenen 16 Jahren viel erlebt, eine Geschichte hat er bisher aber für sich behalten. „Sie zeigt die Fülle des Lebens“, sagt Winkelmann augenzwinkernd. Nächste Woche Sonntag wird der Pastor verabschiedet. Der 47-Jährige wechselt nach Neuenkirchen in den Kirchenkreis Rotenburg (Wümme). Pastor Winkelmann hat sich 2011 geoutet: Einmal pro Woche hat sich der Pastor im Schießstand in Nindorf mit acht bis zehn Frauen zur Bibelstunde getroffen. An der Wand hing ein Werbekalender mit halbnackten Männern. „Und wir haben ,Lobe den Herrn‘ gesungen“, erzählt der Pastor, der sich 2011 als homosexuell geoutet hat. Probleme hatte er danach im konservativen Bergen keine. „Ich kann CDU und CSD“, sagt Winkelmann. Die Abkürzung CSD steht für den Christopher Street Day, eine bunte Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen. Nach Vikariat in Godshorn zu St.-Lamberti-Gemeinde Bergen gekommen: Mit seinem Abschied hat das aber gar nichts zu tun. „Wenn man wechselt, sollte man das tun, bevor man 50 wird“, sagt Winkelmann, der nach seinem Vikariat in Godshorn Ende 2004 nach Bergen gekommen war. „Viel Dankbarkeit und viele Erinnerungen nehme ich mit“, sagt der Pastor. Er denkt an die Begegnungen mit den Menschen – bei Gottesdiensten, Einschulungen, Konfirmationen oder Feuerwehrfesten. „Ich kenne auch die Kneipe ,Jubel-Trubel' von innen“, sagt Winkelmann. Auf der anderen Seite sind da Besuche auf der Intensivstation im Krankenhaus und Beerdigungen. „Manchmal muss man aufpassen, in der Vielfalt nicht unterzugehen“, sagt Winkelmann. „Aber ich würde wieder Pastor werden. Das ist der beste Beruf der Welt.“ Krabbelgottesdienste in St.-Lamberti-Kirche Bergen: In der Gemeinde hat Winkelmann mit der Krabbelgruppe einen Schwerpunkt gesetzt, vier Mal pro Jahr wird in der St.-Lamberti-Kirche Krabbelgottesdienst gefeiert. „Wegen Corona können wir uns derzeit nicht wöchentlich treffen, sonst würde mir der Abschied so zu Herzen gehen“, sagt der Pastor, den es traurig macht, dass er den Konfirmanden wegen der Pandemie im Moment nichts bieten kann. „Ich leide mit ihnen, den Jugendlichen wird ein wichtiges Jahr in ihrer Jugend genommen“, sagt Winkelmann, der seit 2010 auch Jugendpastor des Kirchenkreises Soltau ist. An die Silvesterfahrten erinnert er sich da gerne zurück. Matthias Winkelmann wird Pastor in Neuenkirchen: In seiner neuen Gemeinde, die im Vergleich zu Bergen (etwa 6000 Gemeindeglieder) kleiner ist (3500 Gemeindeglieder), wird sein Schwerpunkt eher bei der Arbeit mit Erwachsenen und Senioren liegen. „Hirte werden, wo Schnucken weiden“ war das Motto, das ihn angesprochen hat. Am zweiten Weihnachtsfeiertag predigte Winkelmann erstmals in seiner neuen Gemeinde, am Sonntag, 7. März, wird er eingeführt. Pastor Axel Stahlmann bleibt St.-Lamberti-Gemeinde erhalten: Glücklich ist er darüber, dass seine volle Stelle in Bergen erhalten bleibt. Er hofft, dass im Sommer ein Berufsstarter in die St.-Lamberti-Gemeinde kommt, so wie er es vor über 16 Jahren war. Zudem bleibt Pastor Axel Stahlmann, mit dem Winkelmann immer gerne und gut zusammengearbeitet hat, der St.-Lamberti-Gemeinde erhalten. „In ein paar Monaten ist dann auch das Pfarrhaus wieder bewohnt“, sagt Winkelmann. Der Abschiedsgottesdienst wird am Sonntag, 21. Februar, 10 Uhr, gefeiert. Um 15 Uhr (Familien und ehemalige Krabbelgruppen), 16 Uhr (Gemeindeglieder aus den Dörfern) und 17 Uhr (Berger) werden jeweils halbstündige Abschieds-Andachten gehalten. Zu jedem Gottesdienst muss man sich anmelden – mit Namen, Anschrift und Telefonnummer. Entweder schriftlich oder per E-Mail an lamberti2021@gmail.com. Anmeldeschluss ist am Donnerstag, 18. Februar.