Löns-Apotheke Bergen in Coronazeiten: „Nähe zu den Kunden fehlt“

Merle Kampe hat ihren Traum wahrgemacht, die 25-Jährige ist Pharmazeutisch-Technische Assistentin (PTA) geworden – und das nicht irgendwo, sondern in der Berger Löns-Apotheke. „Von dieser Apotheke war ich schon als Kind besonders begeistert“, erzählt sie. Heute bedient Merle Kampe einige Kunden, die sie noch als Kind kennen. „Da wird man manchmal schon gedrückt“, erzählt die PTA lachend. Doch in Corona-Zeiten bleibt so etwas auf der Strecke. „Ich vermisse die Nähe zu den Kunden, das Menschliche“, sagt Merle Kampe. Es seien komische Zeiten, meint auch ihre Chefin, die Apothekerin Wiebke Hörcher. Doch sie ist dankbar dafür, dass die Kunden so viel Verständnis zeigen. „Teilweise warten zehn Leute bei Wind und Regen vor der Tür“, sagt die Apothekerin. „Aber wir können derzeit nur zwei Kunden gleichzeitig bedienen.“ Schließlich gelten auch in der Apotheke die Abstandsregeln. Und die Mitarbeiter tragen wie die Kunden Masken. Anstrengendes Arbeiten „Das Arbeiten ist anders, anstrengender durch die Masken“, sagt Anika Syron-Jones, die schon seit 18 Jahren in der Löns-Apotheke arbeitet. „Die Gespräche mit den Kunden sind nicht so ausgeprägt. Man kann nicht mal die Hand drücken, wenn in der Familie etwas nicht gut ist.“ Das intensive Miteinander fehle ihr. „Die Sommermonate seien unbeschwerter gewesen. „Auch wenn man im Hinterkopf hatte, dass die Winterzeit kommt“, sagt die PTA, die sehr viel Zuspruch von den Kunden erhält. „Sie sind froh, dass wir hier alles aufrechterhalten“, sagt die 38-Jährige. Ihre junge Kollegin, Merle Kampe, ist darüber auch froh. „Zu Hause würde mir die Decke auf den Kopf fallen“, sagt sie lachend. Da sei es schön, arbeiten zu dürfen. Auch wenn man mit einem anderen Gefühl in der Apotheke bediene. „Man steht ja an der Front, möchte aber auch zu Hause keinen anstecken“, sagt die 25-Jährige. „Da geht man einmal öfter nach hinten, um sich die Hände zu waschen oder zu desinfizieren.“ Riesiger bürokratischer Aufwand Auch für Apothekerin Wiebke Hörcher ist die Arbeit in den vergangenen Wochen deutlich anstrengender geworden, zum Beispiel dadurch, dass an die Über-60-Jährigen Masken verteilt werden sollten. „Die Idee an sich ist nicht verkehrt“, sagt Hörcher. „Aber die Sache wurde dilettantisch angepackt.“ So sei die Öffentlichkeit informiert worden, ohne vorher Grundlagen zu schaffen. „Unser Großhändler hatte gar keine Masken mehr, anderswo wurden teilweise Mondpreise verlangt“, berichtet die Berger Apothekerin. „Wichtig ist es doch, dass qualitativ hochwertige Ware ausgegeben wird.“ Für die Kunden sind die Masken zwar kostenlos, aber die Apotheke muss trotzdem jede Ausgabe buchen. „Das ist ein riesiger bürokratischer Aufwand“, kritisiert Hörcher, die in Bergen von 2000 bis 3000 Nachfragen ausgeht. Eine Vergütung für die Abwicklung gebe es nicht. Barverkäufe sind stark zurückgegangen Dabei macht sich Corona auch wirtschaftlich bei der Apotheke bemerkbar. „Die Barverkäufe sind stark zurückgegangen“, sagt Hörcher. Das liege zum einen daran, dass viele Menschen nicht mehr zum Arzt gingen, und zum anderen daran, dass es kaum Infektionskrankheiten gegeben habe. Der für den Sommer typische Magen-Darm-Infekt grassierte nicht, ebenso blieb die Erkältungswelle im Herbst aus. Insgesamt ist die Bergerin aber dankbar, dass die Apotheken geöffnet bleiben durften. „Andere standen plötzlich vor dem Nichts“, sagt Hörcher. Auch die Lieferfähigkeiten seien außer bei Handschuhen im Laufe der vergangenen Monaten besser geworden. „Wir müssen alle mit Corona umgehen“, sagt Syron-Jones. „Für wie lange auch immer.“ Die Hoffnung sei, dass im kommenden Jahr wieder Normalität einkehre. Denn gerade in einer Apotheke auf dem Land steht doch die Nähe zum Kunden im Fokus.