21,5 Jahre Bürgermeister : So wurde Rainer Prokop verabschiedet

Im Jahr 1980 fragte die Journalistin und Schriftstellerin Viola Roggenkamp in der Ausgabe der Merian, "muss man Bergen gesehen haben?". Sie gab sogleich die Antwort: "Nein." Bergen sei ein typisch deutsches Provinznest mit Menschen, die sich als Stiefkinder deutscher Gegenwart fühlen mit Unverständnis und Ablehnung gegen Fragen zur eigenen Geschichte. Rüdiger von Borcke, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bergen, zitierte in seiner Laudatio zum Abschied von Rainer Prokop aus dem Artikel. Knapp 200 Gäste, darunter Vertreter aus den Partnerstädten aus ganz Europa, waren am Mittwoch in das Berger Stadthaus gekommen, um den Verwaltungschef für seine Verdienste um die Stadt zu würdigen. Bergen zur Stadt des Friedens und der Internationalität gemacht: "Ganz sicher hat Rainer Prokop mit seinen Ideen sehr dazu beigetragen, das Bild dieser Stadt nach innen und außen zum Guten zu verändern", sagte von Borcke. Man habe immer miterleben können, dass ihn die Frage der Aufarbeitung der örtlichen Vergangenheit persönlich stark interessiert und motiviert habe. "Etwa bei dem Abriss für ein Stadtleitbild ,Stadt des Friedens und der Internationalität' oder bei seinem Einsatz für eine Internationale Begegnungsstätte Bergen", so von Borcke. Rainer Prokop 1998 zum Bürgermeister gewählt: Der SPD-Mann war Prokops Gegenbewerber, als dieser 1998 erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde. "Der Ausgang dieser Wahl hat damals nicht nur unser Verhältnis zeitweilig belastet", erinnerte von Borcke. Da Prokop seinerzeit auch Stadtverbandsvorsitzender und Kreisvorsitzender der CDU war, sei von der FDP der Vorwurf gekommen, das Rathaus sei die Parteizentrale. Zum Glück habe sich das aber bald gelegt. "Rainer Prokop hat als Bürgermeister immer einen klaren Wertekompass gehabt, an dem er sich orientiert hat", sagte von Borcke. "Auf seine Aussagen konnte man sich verlassen." 21,5 Jahre Geschicke der Stadt Bergen geleitet: Der inzwischen 68-Jährige war bereits 1980 vom Landkreis Celle ins Berger Rathaus gewechselt, 1981 wurde er Hauptamtsleiter, fünf Jahre später dann stellvertretender Stadtdirektor. Vom 27. April 1998 bis zum gestrigen Reformationstag leitete er schließlich die Geschicke der Stadt als hauptamtlicher Bürgermeister. Hugh Pierson lobt herausragende Zusammenarbeit: Der ehemalige britische Verbindungsoffizier, Hugh Pierson, der eine Dia-Show mit Bildern aus der gemeinsamen Zeit – unter anderem vom Besuch der britischen Truppen im Irak – zeigte, lobte die herausragende Zusammenarbeit. "Rainer Prokop war immer unser Hauptansprechpartner für alle Themen", sagte er. "Zum Beispiel bei dem Bau der Häuser für die britischen Familien." Konversion größte Herausforderung für Bergen: Die Konversion und der Abzug der Briten sei ein ganz wichtiges Thema gewesen. "Kaum jemand hätte gedacht, dass es bisher so erfolgreich gelingen würde", sagte von Borcke. Tiny Wolves singen beim Abschied von Rainer Prokop: Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Schulchor "Tiny Wolves" der Hinrich-Wolff-Schule mit seinen englischen Liedern Bürgermeister Rainer Prokop sichtlich erfreut. Neun Reden später gehörten dem Verwaltungschef die letzten Worte. Das "Wir-Gefühl" bei wichtigen Entscheidungen habe Bergen stark gemacht. "Wir haben nach heftigen Wortgefechten an einem Strang gezogen – und das sogar in eine Richtung", so Prokop. Dann sagte der Bürgermeister Danke an seine Begleiter. Der größte Dank an diesem Abend galt aber ihm. Bürgermeister-Kette an Claudia Dettmar-Müller übergeben: Doch statt sich feiern zu lassen, bat Prokop darum, seine Nachfolgerin Claudia Dettmar-Müller zu unterstützen. Mit einem starken Zeichen verabschiedete er sich schließlich. Er hing Claudia Dettmar-Müller die Bürgermeister-Kette um. In Bergen beginnt eine neue Ära.

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