„Ein Reisigbesen wird traditionell mit Wegen gebunden. Wegen sind Fichtenzweige, die über dem Feuer heiß gedreht werden, damit sie beim Binden nicht brechen“, erläutert Manfred Otte. Der 51-Jährige aus Eversen hat diese Tradition von seinem Vater gelernt. Reisig und Holzstock werden mit diesen Wegen über dem Feuer umwickelt und durch das Reisigbündel gesteckt. Der Besen hält auf diese Weise so fest, dass man damit früher die Ställe ausfegen konnte. „Die Arbeit des Besenbindens über dem Feuer ist schwierig und man kommt dabei ins Schwitzen“, erklärt Otte. Rund 100 Gäste kamen, um den aktiven Besenbindern kürzlich bei ihrer schweißtreibenden Arbeit zuzusehen. 30 bis 40 Besen sind dabei gebunden worden, die heute zum Hof- und Parkplatzkehren oder Schneefegen eingesetzt werden.
Für Manfred Otte ist das Besenbinden nicht die einzige Tradition, mit der er groß geworden ist. Wie sein Vater und Großvater geht er zur Jagd und bläst das Jagdhorn. Auch Ehefrau Sylvia und der 16-jährige Sohn gehören zu den Jagdhornbläsern in Eversen, die das Besenbinden musikalisch begleitet haben.
Jahrhunderte lange Tradition verbindet Manfred Otte auch mit dem Dorfkrug, den er gemeinsam mit seiner Frau betreibt. Seit 1670, als Heinrich Behrends die Schankgenehmigung für den Krug erhielt, wird das Lokal am Dorfteich innerhalb der Familie weitervererbt. Seit 1981 ist Manfred Otte Chef im Dorfkrug. „Die Zeiten für die Gastronomie sind härter geworden. Während früher an Stammtischen Bier getrunken und heiß über die große und kleine Politik diskutiert wurde, ist es heute ruhiger. Familienfeiern, die treuen einheimischen Gäste und einige Touristen, die den schönen alten Ort Eversen besuchen, gehören jetzt zu den Gästen“, berichtet Otte.
Dass bei ihm die Tradition fortgesetzt wird, erfüllt ihn mit Stolz: „Während viele Landgaststätten in der Umgebung keinen Nachfolger finden, plant mein Sohn eine Kochlehre und will in unsere Fußstapfen treten“, so Otte.