Landkreis Celle

Wir werden immer weniger

In dieser Woche hat die Landesregierung einen neuen - Alters-Atlas für Niedersachsen vorgestellt. Bis 2030 wird für den Süden und Osten des Landes ein enormer Bevölkerungsrückgang prognostiziert. Für den Landkreis Celle sind die Zahlen zum Teil dramatisch. Am schlechtesten ist - die Prognose für Unterlüß: Dort könnten bald 40 Prozent weniger Menschen leben.

  • Von Simon Ziegler
  • 13. Apr. 2012 | 17:25 Uhr
  • 09. Juni 2022
  • Von Simon Ziegler
  • 13. Apr. 2012 | 17:25 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Der Trend ist bekannt, doch die Dimensionen sind erschreckend: Das Niedersächsische Institut für Wirtschaftsforschung hat für über 400 Kommunen ausgerechnet, wie stark der Bevölkerungswandel bis 2030 sein wird. Im Kreis Celle zeichnet sich ein krasses Nord-Süd-Gefälle ab. Deutlich weniger Menschen im Norden, geringerer Rückgang im Süden. Auch für die Stadt Celle sind die Zahlen alles andere als rosig. Fast 8000 Einwohner wird die Stadt bis 2030 verlieren, der Rückgang liegt im zweistelligen Prozentbereich.

Das Institut beruft sich auf Zahlen des Landesamtes für Statistik. In die Berechnung fließen die Einwohnerzahl, Geburten sowie Sterbefälle ein. Außerdem werden Zu- und Fortzüge berücksichtigt. Die „Wanderung“ der vergangenen fünf Jahre wird auf das Jahr 2030 hochgerechnet. „Die Prognose ist eine Wenn-Dann-Betrachtung“, erklärt der Diplom-Geograph Fabian Böttcher. Das heißt: Wenn sich der Rückgang in der Zukunft so verhält wie in der Vergangenheit, dann werden die Zahlen des Instituts 2030 Realität.

In Unterlüß würden demnach im Jahr 2030 nur noch 2245 Menschen leben, 2010 waren es noch 3763. In Faßberg, Hermannsburg und Bergen sind die Auswirkungen ebenfalls dramatisch. „Wir werden davon nicht vollständig überrascht“, sagt der Unterlüßer Bürgermeister Kurt Wilks angesichts seit Jahren sinkender Einwohnerzahlen. Es werde immer schwieriger, den Standort attraktiv zu halten. Die diskutierte Fusion mit Faßberg und Hermannsburg hält er angesichts der Zahlen für „nicht zwingend“. Dass die Prognosen es nicht gerade wahrscheinlicher machen, dass die drei Gemeinden ihre Eigenständigkeit behalten, weiß er aber auch.

„Gewinner“ der Prognose ist Winsen, wo in 18 Jahren noch annähernd genauso viele Menschen leben könnten wie heute. Dort sieht man die Autobahnnähe, das familienfreundliche Betreuungsangebot und das intakte Kultur- und Gesellschaftsleben als Hauptgründe, warum Winsen vom Rückgang kaum betroffen sein könnte.

Der Entwurf der CDU-FDP-Landesregierung zum demografischen Wandel sieht vor, dass der Fachkräftemangel durch verstärkte Berufstätigkeit von Frauen und längere Lebensarbeitszeiten bekämpft werden soll. Mit mehr Investitionen in Krippenplätze, der Schaffung einer wohnortnahen medizinischen Versorgung und Entschuldungshilfen bis zu 75 Prozent für Kommunen will man die Folgen abfedern. Die SPD nennt das Papier ein „Dokument der Ratlosigkeit“. „Der demografische Wandel ist das Thema überhaupt“, sagt Maximilian Schmidt, SPD-Fraktionschef im Celler Kreistag. Er fordert eine Stärkung der kommunalen Finanzen. „Das große Rad, das man drehen muss, ist die Steueraufteilung. Es muss im Kern darum gehen, dass Bund und Land weniger und die Kommunen mehr Steuern bekommen.“