Knackige Naturschutz-Debatte im Umweltausschuss des Kreistages: Erstmals haben am Dienstag die zuständigen Kreistagspolitiker über die umstrittenen Pläne des Landkreises Celle zur Ausweisung eines neuen Naturschutzgebietes an der Aller beraten. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Gleichwohl wurde deutlich, dass Politiker mehrerer Parteien ihre Bedenken zum Ausdruck brachten. Parteiübergreifender Tenor: Ein Naturschutzgebiet sei nicht nötig, besser wäre ein Landschaftsschutzgebiet. Dort gibt es weniger Auflagen.
Obwohl er gar nicht anwesend war, schien der Winser Bürgermeister Dirk Oelmann bei der Debatte allgegenwärtig. Er hatte im Bürgermeister-Wahlkampf das Thema aufgegriffen und dem Landkreis vorgeworfen, "realen Irrsinn" zu veranstalten. Auf Bürger und Flächeneigentümer kämen starke Einschränkungen zu.
Ulrich Kaiser (WG), Vorsitzender des Umweltausschusses, kritisierte, dass die Bemerkungen von Oelmann einer "vernünftigen Diskussion abträglich" gewesen seien. Die Winserin Susanne Rotermund (AfD) sprach von "Populismus und Wahlkampfgetöse". Dagegen erklärte der Meißendorfer Wilhelm Claus Köhler (parteilos), es sei richtig gewesen, dass der Winser Verwaltungschef eine öffentliche Diskussion angestoßen habe. Ähnlich ließen sich die Äußerungen von Landvolk-Geschäftsführer Martin Albers am Ende der Sitzung interpretieren.
Kreisdezernent Gerald Höhl betonte eingangs der Debatte, dass "wir uns noch in keiner Art und Weise festgelegt haben". Die Verwaltung habe im Juli einen Vorentwurf als Diskussionsgrundlage an Gemeinden, Landvolk und andere Akteure verschickt. Dieser sei breit gestreut worden und "leider teilweise sehr emotional diskutiert" worden. Als nächster Schritt seien weitere Gespräche mit betroffenen Interessenverbänden geplant. Es sei noch nicht klar, ob am Ende ein Landschaftsschutz- oder ein Naturschutzgebiet angestrebt werde. Höhl hofft, dass die Pläne bis Mitte 2019 unter Dach und Fach sind.
Die Bedenken gegen die Landkreis-Pläne gehen indes weit über die Gemeinde Winsen hinaus. "Wir als Mehrheitsgruppe können das noch nicht absegnen", sagte Jan-Hendrik Hohls (CDU). "Es wäre fatal gewesen, wenn der Vorentwurf ins Verfahren gegangen wäre", pflichtete sein Parteikollege Ernst-Ingolf Angermann bei. Er warnte vor einem "Schnellschuss", unter dem Landwirte und andere Nutzer zu leiden hätten.
Die SPD sieht es ähnlich. "Wir favorisieren ein Landschaftsschutzgebiet", erklärte Christoph Engelen. Die Sozialdemokraten befürchten, dass zu viele Vorschriften dazu führen könnten, dass Flächen im großen Stil nicht mehr bewirtschaftet würden, weil es sich für die Landwirte nicht mehr rentiert. Auch die AfD lehnt ein Naturschutzgebiet ab.
Für ein Naturschutzgebiet an der Aller sprachen sich nur die Grünen aus. "Für uns kommt nichts anderes infrage", sagte Gerald Sommer.