Es gibt Orte im Landkreis Celle, da ist es geradezu verpönt, die blaue Tonne zu benutzen. Im schönen Dörfchen Endeholz etwa stellen die rund 220 Einwohner ihr Altpapier einmal im Quartal gut sichtbar an den Straßenrand. Von dort nimmt es dann die Jugendfeuerwehr mit. Die kann Zeitungen, Zeitschriften und Pappe immer gut gebrauchen. "Wir kriegen derzeit 38 Euro pro Tonne Altpapier für Jugendkasse", verrät Jugendwart Jan Marwede, "für uns ist das eine wichtige Einnahmequelle."
Jugendfeuerwehr sammelt drei Anhänger voll
Am Samstag waren die Jugendfeuerwehr wieder im Einsatz. In Marwede füllten acht junge Brandbekämpfer einen Traktoranhänger mit Altpapier, in Endeholz waren es sogar zweieinhalb. "Pro Jahr bekommen wir immer zwölf bis 14 Tonnen zusammen", sagt Marwede. Viele Einnahmequellen hat die Jugendfeuerwehr nicht – nur Spenden, das Osterfeuer sowie die Altpapier- und Altkleidersammlung. Klamotten gab es am Samstag jedoch nur drei Säcke.
Marwede hilft seit 15 Jahren bei der Organisation der Altpapiersammlung, mit der die Ortsfeuerwehr ihre jährliche Jugendfreizeit finanziert. Die Papiermenge habe sich seit damals kaum verändert, der Preis jedoch schon. "Im Moment ist er relativ konstant", sagt der 33-Jährige und erinnert sich an ein Jahr, in dem nur 11 Euro pro Tonne angeboten wurden. "Da muss man sich dann Gedanken machen, ob man das fortführt."
Nach 30 Jahren ist Schluss
Beim Schützenverein Bleckmar hat man sich diese Gedanken kürzlich gemacht. Nach mehr als 30 Jahren stellte die Jugendgruppe ihre Sammelaktion ein. Im 690-Seelen-Dorf nördlich von Bergen fand man keine Entsorgungsfirma mehr, die noch einen lohnenswerten Preis zahlen wollte. Dem Vernehmen nach habe der Verein früher 40 Euro pro Tonne bekommen, jetzt sollte es nur noch die Hälfte sein. Offiziell wollte sich der Club nicht dazu äußern.
Den gleichen Trend hat der Schützenverein aus dem Nachbarort Wardböhmen festgestellt. "Vor zwei Jahren haben wir noch den doppelten Preis bekommen", sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Kohrs und ergänzt: "Die Preise verändern sich ständig, ich verhandele fast jedes Jahr wieder." Zudem gab es weniger Altpapier: Statt 25 bis 27 Tonnen waren es zuletzt nur noch 20. Kohrs: "Der ein oder andere benutzt jetzt lieber seine Papiertonne, das ist bequemer."
SV Garßen sammelt 100 Tonnen
Clubchef Ralf Lumma vom SV Garßen kennt diese Probleme noch nicht. "Alljährlich kommen bei uns so um die 100 Tonnen Altpapier zusammen", sagt Lumma. Fußballtrikots, Jugendfreizeiten oder auch laufende Kosten können die Garßener damit bezahlen. "Das ist schon eine nennenswerte Einkommensgröße." Gegen Altpapier-Dumpingpreise hat der SVG ein einfaches Rezept. "Es gab schon Zeiten, da haben wir Altpapier eingelagert", sagt Lumma.
Die Altpapierhändler verstehen die Nöte der Vereine, die sie als Lieferanten nicht verlieren wollen. "Wir wollen auch in schlechten Zeiten gute Preise zahlen", sagt Annette Maack, Geschäftsführerin des Entsorgungsbetriebs Herbert Schulz in Celle. Aber der Preisdruck kommt von oben. "In diesem Jahr musste ich die Preise einen kleinen Tick runtersetzen", so Maack. Vereine aus Westercelle, Altencelle, Klein Hehlen oder Meißendorf gehören zu ihren Zulieferern. Nach Bergen fährt ihre Firma nicht. "Für uns ist es nur wirtschaftlich, wenn es im näheren Umkreis von Celle ist", sagt Maack und kann zumindest fürs erweiterte Stadtgebiet behaupten: "Das Altpapiersammeln ist zwar schwieriger für die Vereine geworden, aber es lohnt sich immer noch."