„Wahres Gesicht Europas“

Aktivisten blockieren Rheinmetall in Unterlüß

Dienstagmorgen um 5 Uhr ging es los: Rund 15 Aktivisten blockierten auf der Neulüßer Straße in Unterlüß die Zufahrt zum dortigen Rheinmetall-Werk.

  • Von Jürgen Poestges
  • 29. Okt. 2019 | 14:00 Uhr
  • 09. Juni 2022
Gestern morgen um 5 Uhr blockierten rund 15 Aktivisten die Zufahrtsstrasse zum Rheinmetallgelände in Unterlüß. Fußgänger und Radfahrer wurden nicht behindert. Viele Rheinmetallmitarbeiter parkten ihre Autos in den umliegenden Strassen und gingen von dort zu Fuß zur Arbeit.
  • Von Jürgen Poestges
  • 29. Okt. 2019 | 14:00 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Unterlüß.

Dieses Mal war die Blockade nicht angekündigt. Bereits vor einigen Wochen hatten zahlreiche Aktivisten das Werk lahm gelegt . Mit einem rund drei Meter hohen Dreibein mitten auf der Straße verhinderten sie, dass Autos das Werk erreichen konnten. „Wir wollen keinen Mitarbeiter daran hindern, zu seinem Arbeitsplatz zu kommen. Uns geht es darum, die Zulieferung zu verhindern“, sagte einer der Aktivisten der CZ am Telefon, der sich als „Person Luca Lampe“ bezeichnete. Viele Rheinmetallmitarbeiter parkten ihre Autos in den umliegenden Strassen und gingen von dort zu Fuß zur Arbeit. Nach der Blockade im September hatten sich die Aktivisten gegen Gewaltvorwürfe gewehrt. Diesmal blieb es friedlich.

Solidarität mit Rojava

Über die Internetseite „Krieg? Nirgendwo!“ bezeichnete sich die „herrschaftslose Gruppe“ (Lampe) als „Sigmar 2“. Sie wolle mit der Aktion Solidarität mit den Menschen in der Stadt Rojava zeigen, die seit dem 9. Oktober von der türkischen Armee und dschihadistischen Gruppen angegriffen werden. „In Unterlüß zeigt sich das wahre Gesicht Europas. Sogenannte europäische Werte sind nicht mehr als ein toller Marketingtrick – es geht um Machtinteressen, oder, wie hier in Unterlüß, um die Erhöhung des Profites durch den schamlosen Export von Waffen.“, so Lampe auf der Internetseite.

Gegen 12 Uhr begann die Räumung der Blockade. Die Polizei trug einzelne Blockierer von der Straße.

"Falscher Adressat für Proteste"

„Wir sind der falsche Adressat für Proteste gegen die politische und militärische Lage im Nordosten Syriens.“, meint Oliver Hoffmann, Rheinmetall-Pressesprecher. „Wir haben jedes Verständnis für politisches Engagement im Rahmen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Wir verwehren uns aber eindeutig gegen falsche Behauptungen und unsachliche Parolen, die eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema der militärischen Rüstung verhindern.“ Mit den Produkten für Bundeswehr und Polizei trage Rheinmetall wesentlich dazu bei, dass Grundrechte geschützt und verteidigt werden können. Hoffmann zeigte sich allerdings sehr zufrieden damit, dass die Blockade friedlich verlief. „Die Mitarbeiter konnten ja ihren Arbeitsplatz erreichen. Dadurch hat es keinerlei Probleme in der Produktion gegeben.“

"Alles absolut friedlich"

Am Mittag löste die Polizei die Versammlung dann auf. „Die Personen, die auf der Straße saßen, wurden weggetragen“, so Polizeisprecherin Birgit Insinger. „Es ist alles absolut friedlich abgelaufen. Es gab keine Probleme.“ Zwei Personen hatten sich allerdings noch auf dem Dreibein „verschanzt“. „Da mussten die Kollegen ein wenig mehr Überzeugungsarbeit leisten. Aber auch dieses Hindernis war bald beseitig“, so Insinger. Am Nachmittag war die Straße dann endgültig wieder freigeräumt.