Die gewaltigen Veränderungen in der Celler Schullandschaft könnten schon bald Realität werden. CDU, SPD und FDP haben grundsätzlich Zustimmung zu den von Schulplaner Wolf Krämer-Mandeau vorgelegten Plänen signalisiert. Die Grünen haben sich noch nicht entschieden, wie sie mit dem Entwurf umgehen. Die Linke weist wegen des Fehlens einer Integrierten Gesamtschule (IGS) die Pläne als nicht ausreichend zurück.
„Wir begrüßen das Schulgutachten. Es gibt keinen Vorschlag, zu dem wir Nein sagen. Das Gutachten wird Grundlage unseres Handelns sein“, fasste Joachim Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag, die Linie seiner Partei zusammen. Das Konzept lobte er. „Wir haben kompetent Zusammenhänge bekommen, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat.“
Krämer-Mandeau präsentierte am Freitag seine Ideen für die künftige Bildungsstruktur im Kreis Celle. Die wichtigste Veränderung betrifft Haupt- und Realschulen: Sie sollen allesamt in Oberschulen umgewandelt werden. In Wathlingen, Winsen und Bergen - den Gewinnern der Reform - sollen zusätzlich gymnasiale Zweige eingerichtet werden. Die Oberstufe soll es zentral in Celle geben. Verlierer sind Hambühren und Unterlüß: Das Schulzentrum Hambühren wird nach den Vorstellungen Krämer-Mandeaus genauso geschlossen wie die Hauptschule in Unterlüß. Zudem sollen etliche kleine Grundschulen zusammengelegt werden. Alles in allem hat es niemals zuvor so viele Veränderungen in der Bildungspolitik auf einen Schlag gegeben, sollte das Paket Realität werden.
Die SPD sieht in dem Gutachten eigene Erfolge. „Die Beharrlichkeit der SPD hat sich gelohnt, jetzt sind mutige Entscheidungen notwendig“, sagte der Fraktionsvorsitzende Maximilian Schmidt. „Wir haben über viele Jahre eine Schulentwicklungsplanung eingefordert. Das Schulgutachten geht wesentlich auf unsere Initiative zurück“, so Schmidt. Die SPD-Kreistagsfraktion werde zeitnah mit den Ratsfraktionen aus Stadt und Landkreis Celle über die Entwicklung beraten. „Die Zeiten von ‚Wünsch dir was‘ sind endgültig vorbei“, appellierte Schmidt, die besonders in der Bildungspolitik ausgeprägte Kirchturmpolitik in Rathäusern und Gemeinderäten ad acta zu legen.
Auch die FDP wird für das Schulgutachten stimmen. „Die große Richtung trifft unsere Zustimmung, wir haben etwas Ähnliches erwartet“, sagte Edmund Riggers, Chef der FDP-Fraktion im Kreistag. Er plädiert dafür, das Gutachten zumindest in großen Teilen umzusetzen. Es sei nicht sinnvoll, Einzelbereiche herauszunehmen. Riggers erwartet im Kommunalwahlkampf kein Hauen und Stechen, „dazu sind die Zahlen zu deutlich“. Allerdings werden einzelne Gemeinden infrastrukturell erheblich schlechter gestellt - und zwar für Jahrzehnte.
Die Grünen sind zwiegespalten. „Es sind einige Dinge drin, die sehr vernünftig sind“, sagte die Fraktionsvorsitzende Annegret Pfützner. „Was wir vermissen ist eine IGS. Der Landkreis Celle soll der einzige in Niedersachsen ohne IGS bleiben. Wir zementieren das getrennte Schulsystem, auch wenn die Oberschule ein Schritt in die richtige Richtung ist“, kritisierte Pfützner. Zudem hätten die Grünen noch erheblichen Klärungsbedarf beim Schülertransport. Denn sollten kleine Grundschulen in größeren Einheiten aufgehen, müsse der Schülertransport organisiert sein, so die Öko-Partei. Pfützner: „Die Zustimmung zum Schulgutachten halten wir uns noch offen.“
„Ein Schulgutachten ohne IGS lehnen wir kategorisch ab“, sagte dagegen Wolf Wallat von der Linken. Seine Partei werde keinem Konzept zustimmen, das den Grundgedanken einer einheitlichen Erziehung nicht befolgt. Auch die Fachgymnasien würden in dem Gutachten laut Wallat nicht berücksichtigt. „Für uns ist das Gutachten nicht vollständig. Der Gutachter kneift, weil er die politische Lage hier kennt.“ Simon Ziegler