Im Vergleich zu Vorjahren gibt es immer mehr Unfälle mit Radfahrerbeteiligung. Allein in Niedersachsen stieg die Zahl der getöteten Radfahrer von 48 auf 60, darunter auch 19 E-Bike-Fahrer. Die steigende Zahl verunglückter Radfahrer ist auch im Landkreis Celle zu spüren. 2018 gab es im Vergleich zum Vorjahr 28 mehr Unfälle mit Radfahrern. Die von der Polizei veröffentlichte Statistik zeigt deutlich, dass vor allem Nutzer von Fahrrädern auf Deutschlands Straßen gefährlich leben. Deutlich ist auch, dass die Schuldfrage vermehrt bei Radfahrern liegt.
Pedelecs kein höheres Risiko
Im Angesicht der landesweiten Sorge, dass Pedelec-Fahrer ein erhöhtes Risiko für alle Verkehrsteilnehmer darstellen, hat Celle eine geringere Beteiligung der motorisierten Fahrräder in Unfällen als in einigen anderen Landkreisen. Von 288 Unfällen mit Radfahrerbeteiligung waren nur acht Pedelecs involviert. Ein Mann im Seniorenalter verstarb, als er aus unbekannten Gründen mit seinem E-Bike gegen eine Straßenlaterne fuhr und im Krankenhaus seiner Kopfverletzung erlag. Er war das einzige 2018 verzeichnete Radfahrtodesopfer in Celle. Polizeichef Eckart Pfeiffer betont jedoch, dass „jeder Mensch, der bei einem Verkehrsunfall sein Leben verliert, einer zu viel ist.“
Radfahrer seien vor allem auch gefährdet, weil diese keine Knautschzone haben und Kollisionsunfälle daher schwerwiegendere Folgen haben. Besonders Kinder und Senioren seien einem höheren Risiko ausgesetzt, da beide Gruppen mit zunehmender Mobilität den Gefahren des Straßenverkehrs ausgesetzt seien, so Pfeiffer weiter. Bei 288 Unfällen mit Radfahrern gab es 315 beteiligte Radfahrer, also auch Unfälle untereinander. Von den Opfern waren 200 leicht verletzt und 23 schwer. Viele trugen keinen Helm.
Auf der falschen Seite zu fahren führt zu vielen Unfällen
Innerhalb geschlossener Ortschaften war die Unfallzahl mit 271 besonders hoch. „Das gute Wetter im vergangenen Jahr hatte sicherlich etwas damit zu tun. Durch die vielen Radfahrer gab es auf Radwegen eine höhere Verkehrsdichte und somit auch mehr Unfälle“, sagt Rolf Lampe, Einsatzleiter der Polizei Celle. Von den 288 Unfällen mit Radfahrern waren in 109 Fällen die Zweiradnutzer Unfallverursacher. Hauptsächlich liege es an Radfahrern, die auf der falschen Seite fahren, so Lampe weiter. Auch für Radfahrer bestehe Rechtsfahrpflicht, ergänzte Pfeiffer.
Brennpunkte seien in Celle vor allem bei den Ausfahrten der Jet- und Star-Tankstellen auf der Hannoverschen Straße und Hannoverschen Heerstraße. „Wenn ein Autofahrer dort rechts auf die Hauptstraße abbiegt guckt er nach links, um nach Fußgängern und Radfahrern zu schauen. Wenn jetzt jemand auf der falschen Seite fährt, wird er nicht gesehen. So passierten viele der Unfälle“, betont Lampe.
Keine Kinder bei Unfällen gestorben
Ein Fokus der Polizei liegt auch auf den Unfällen, an denen Kinder beteiligt sind. Bei den 80 Unfällen wurden vier Kinder schwer und 66 leicht verletzt. In 62 Prozent der Fälle waren die Kinder mit dem Fahrrad unterwegs. Todesfälle bei Kindern gab es glücklicherweise keine. Der Verkehrssicherheitsberater der Polizei Celle, Thorsten Wallheinke, unterstrich daher, wie wichtig Projekte wie der Fahrradführerschein in den Schulen seien. Ein Projekt für ältere Menschen „Fit im Alter“ werde sich auf den sicheren Umgang mit Pedelecs fokussieren. Auch für die Altersgruppe dazwischen stehe etwas in Planung, um das Verhalten positiv zu beeinflussen. „Die Kinder nehmen sich die Erwachsenen als Vorbild“, betonte der Polizist, „es ist wichtig, dass wir ihnen ein sicheres Verhalten im Straßenverkehr vorleben.“
Nicht nur das Verhalten von Pkw-Nutzern stelle eine Gefahr dar. Daher sei ein zukünftiges Hauptaugenmerk der Mehrbedarf an Radfahrerkontrollen, um auch bei ihnen ein Fehlverhalten im Straßenverkehr zu ahnden. Zudem sei eine bessere Verkehrsraumgestaltung in Betracht zu ziehen, so Wallheinke. „Das Optimum für Fahrradwege ist in Celle sicherlich noch nicht erreicht.“ Innenminister Boris Pistorius betont: „Passen Sie auf sich und andere so gut wie möglich auf!“
Von Mara-Ann Meeuw