Monatelang haben die Sozialdemokraten im Kreis Celle für die Errichtung einer Gesamtschule gekämpft. Obwohl das Ziel mit der Auswertung der KGS-Fragebögen realisierbar scheint, stellt sich bei der SPD keine Zufriedenheit ein. Sowohl die Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Kirsten Lühmann, als auch die SPD in Bergen und Winsen stellen sich nicht hinter Landrat Klaus Wiswe, der eine KGS in der Stadt Celle als „Zwangsläufigkeit“ bezeichnet hat.
Unterdessen zeichnet sich ab, dass die CDU-Kreisfraktion nicht einheitlich abstimmen wird, wenn die brisante Standort-Frage im Juni entschieden wird. Der Winser CDU-Kreistagsabgeordnete Friedrich-Wilhelm Falke sagte gestern, dass er eine Mehrheit innerhalb der CDU-Fraktion für den Standort Winsen für realistisch hält. In der Fraktion gebe es Stimmen, die darauf verweisen, dass der Wille zur Errichtung einer KGS aus Bergen und Winsen kam und eben nicht aus Celle. „Der Zug ist für Winsen noch nicht abgefahren“, so Falke. Der CDU-Kreisvorsitzende Karl-Heinrich Langspecht hatte am Freitag gesagt, dass eine KGS nur in Celle möglich sei.
Für Bergen ist der Zug möglicherweise schon abgefahren. „Es ist so wie es ist“, kommentierte der Berger Kreistagsabgeordnete Henning Otte (CDU) die Zahlen der Befragung lapidar. Nur 363 Erziehungsberechtigte hatten für den Nordkreis-Standort votiert, in Winsen waren es fast 600.
Sollte sich die Politik trotz der Bedenken aus Winsen und Bergen auf die Stadt Celle als Standort für eine Gesamtschule einigen, deutet vieles auf das Hölty-Gymnasium in der Heese hin. Eine Gesamtschule in Celle würde den Bestand der vier Gymnasien gefährden. Ein Neubau ist nicht finanzierbar. Während Ernestinum, KAV und HBG über stabile Schülerzahlen verfügen, gilt das Hölty als das schwächste der Celler Gymnasien. Eine Umwandlung in eine KGS wäre deshalb logisch, heißt es unter Bildungsexperten. Erste Gespräche zwischen dem Landkreis und dem Hölty-Gymnasium hat es bereits Anfang dieser Woche gegeben.
Ergebnisse der KGS-Befragung
Damit eine KGS genehmigt wird, müssen über einen Planungszeitraum von 14 Jahren mindestens 105 Schüler pro Jahrgang an einem Standort nachweisbar sein. Mindestens 24 der Kinder und Jugendlichen müssen den Hauptschulzweig, 27 den Realschulzweig und 54 den Gymnasialzweig besuchen.
Bei der Befragung der Eltern von Grundschulkindern der ersten bis dritten Klassen ergab sich für Bergen ein Mittelwert von 99 Schülern pro Jahrgang, die eine KGS besuchen würden. Wathlingen erreichte im Schnitt nur 94 Schüler. „Ein Bedürfnis lässt sich deshalb weder für Bergen noch für Wathlingen feststellen“, so die Landkreis-Verwaltung.
Etwas anders sieht es für Winsen aus, wo in den heutigen Kindergartenjahrgängen 1–3 ein Schnitt von 164 KGS-Schülern prognostiziert wird. Bereits im Jahrgang 2007/2008 könnte eine KGS die nötige Schülerzahl im Hauptschul- und Gymnasialzweig aber nicht mehr erreichen, argumentiert die Verwaltung.
Zum Ende des Planungszeitraums würden im Westkreis, dem Einzugsgebiet einer Winser KGS, nicht mehr die nötigen Geburtszahlen erreicht, um überhaupt auf 105 Schüler pro Jahrgang zu kommen. Der Kreis rechnet mit rund 17 Prozent weniger Geburten in Wietze, Winsen und Hambühren.