Mit Naturerlebnis kann der Landkreis Celle wuchern. Und hat in der Vergangenheit viel getan, dass Urlauber und Tagesgäste attraktive Ziele finden. Vor über 50 Jahren wurde der rund 480 Quadratkilometer große Naturpark Südheide gegründet. Zehn Naturschutzgebiete mit seltenen Tieren und Pflanzen, darunter mit dem Schutzgebiet Lutter ein besonderes Aushängeschild, lassen sich heute erkunden.
Kanufahrten, Wanderreiten, Kutschfahrten, Radtouren, der Besuch von Ausstellungen und Museen, alles ist möglich für den Tagesgast und für den Urlauber, der länger verweilt. Technikgeschichte im Erdölmuseum Wietze, die Kinderwelt von gestern und heute Kinderwelt in Markmanns Spielzeugstuben in Eschede, Malerei und Kieselgur im Albert-König-Museum in Unterlüß, die Palette ist groß. Auch der schnelle Geher auf dem prämierten Heidschnuckenweg von Fischbek nach Celle, dem Jakobusweg Lüneburger Heide oder dem Fernwanderweg Europa 1 wird die Ziele nicht links liegen lassen.
Es muss mehr Werbung für die touristischen Ziele betrieben werden, da sind sich die Kandidaten nahezu einig. Torsten Harms (CDU) fehlt besonders eine stärkere Einbeziehung der Geschichte in die Werbung, die Dänen und Engländer interessieren könnte. Für Celle müssten stärkere Schwerpunkte gesetzt werden, schließlich sei das Celler Land die Perle der Südheide, meint Maximilian Schmidt (SPD). Während Charles Sievers (FDP) die Sozialen Netzwerke bei der Werbung vernachlässigt sieht, ist Albrecht Hoppenstedt (WG) mit Blick auf die Zielgruppen der Meinung, dass das Internet allein die nicht ausreicht, die Ziele schmackhaft zu machen.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wenn die Grünen gegen neue Wanderwege, neue Heideflächen und weitere Angebote auf dem Wasser sind. „Die Ausweitung und Bewerbung des sanften Tourismus und die Förderung des Wander-, Rad- und Reittourismus sind unser Anliegen“, sagt dazu Marlies Petersen. Es müssten nicht neue Wege entstehen, sondern vorhandene gepflegt und ausgeschildert werden, bei Wassersport stehe der Schutz von Flora und Fauna im Vordergrund. Auf die Unterhaltung der Infrastruktur weist auch Jens Christoph Brockmann (AfD) hin: Wege müssten in Schuss gehalten werden, nehme doch die Zahl der E-Bike-Fahrer bei den Touristen zu.
Für den Wassertourismus auf der Aller werde man sich stark machen, sagen CDU und SPD übereinstimmend, von einem „Muss“ spricht Jörg Meyer-Anderson (Die Partei). Bei den sensiblen Heidebächen ist aber nur eine umweltverträgliche Nutzung zuzulassen, sind sich CDU und WG einig. Neue Heideflächen wiederum lehnt die WG ab, es gebe genug, vor allem im Heidekreis und im Landkreis Lüneburg. Mit dem Naturpark Südheide sei der Landkreis sehr gut aufgestellt, Tourismus und Natur in Einklang zu bringen, sagt Harms. „Hier warten noch viele Aufgaben, um einen Besuch noch lohnender zu machen, daran wollen wir arbeiten“, meint der CDU-Kandidat.
„Gerade die Heideflächen verdienen stärker unsere Aufmerksamkeit, zusammen mit den Schnuckenzüchtern ließe sich hier mehr auf die Beine stellen“, argumentiert Schmidt (SPD), auch mit Blick auf das Heideblütenfest in Meißendorf. „Verlorene Flächen könnten renaturiert werden“, führt Sievers (FDP) als denkbare Variante ein. „Mehrere Flächen erhöhen die Attraktivität der Umgebung und locken Gäste an“, sagt Ines Lehr (Die Linke). Sie sieht auch keine Gefahr, dass Wölfe Gäste aus dem Celler Land vertreiben oder fernhalten könnten. „Denn in der Regel ist der Wolf menschenscheu“, argumentiert sie und ist damit im Einklang mit fast allen Mitbewerbern. Harms (CDU) sieht in der Angst eine Triebfeder für das Verhalten der Menschen. Deshalb könnte nicht ausgeschlossen werden, dass die vielen Geschichten rund um den Wolf in den Medien dazu führten, die Südheide als Urlaubsziel nicht mehr anzusteuern.
Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft habe der Landkreis deutlich an Attraktivität verloren. Vermaisung, Biogas- und Stallanlagen sowie Windräder belasteten die Naturlandschaft und den Tourismus, meint Hoppenstedt (WG).
Von Joachim Gries