Tod durch Verkehrsunfall: Wölfe sterben auf Celles Straßen

Vier Wölfe sind im vergangenen Jahr auf den Straßen im Landkreis Celle ums Leben gekommen. Das geht aus den Zahlen des Wolfsmonitorings hervor, für das die Landesjägerschaft Niedersachsen zuständig ist. Im Jahr zuvor hatte es noch sechs für den Wolf tödliche Verkehrsunfälle im Kreisgebiet gegeben. Da der Landkreis Celle fast flächendeckend mit Wölfen besiedelt ist, könnte es zu weniger Wolfsunfällen kommen, meint der Wolfsbeauftragte Raoul Reding. Das klingt zunächst paradox, lässt sich aber erklären. Häufig werden wandernde Wölfe Opfer bei Verkehrsunfällen: Grundsätzlich gelte, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle proportional zur Population steige. Je mehr Wölfe es gibt, desto mehr tödliche Unfälle sind zu verzeichnen. „Die Gebiete, in denen wir flächendeckend Wolfsvorkommen haben, werden allerdings von fremden Wölfen gemieden“, sagt Reding. Und in Unfälle seien häufig die unerfahrenen, umherwandernden Jungwölfe verwickelt. Die heimischen Wölfe würden die Umgebung dagegen gut kennen und könnten die Gefahr des Verkehrs besser einschätzen. Wölfe kamen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern: In der Tat stammten vier der sieben Wölfe, die in den Jahren 2020 und 2021 auf den Straßen im Landkreis Celle starben und bei denen die Herkunft nachgewiesen werden konnte, nicht aus den hier angesiedelten Rudeln. Im Juli und Dezember 2020 starben ein Wolf aus Altengrabow (Sachsen-Anhalt) und einer aus Kaliß (Mecklenburg-Vorpommern) bei Unfällen auf der Bundesstraße 3 bei Hassel und Offen, im September 2020 ein Tier aus Parchen (Sachsen-Anhalt) bei Altensothrieth. Im März 2021 wurde ein Wolf aus Coswig (Sachsen) in der Nähe von Faßberg überfahren. Wolf aus Rudel Widdernhausen überfahren: Bei den beiden Unfällen im November 2020 starben dagegen Tiere aus den heimischen Rudeln, bei Unterlüß ein Tier aus dem Rudel Eschede/Rheinmetall und bei Widderhausen ein Wolf aus dem gleichnamigen Rudel. Im Januar 2021 wurde zudem ein Wolf aus dem Lachendorfer Rudel bei Lachtehausen überfahren. Bei den drei weiteren erfassten Verkehrsunfällen in den Jahren 2020 und 2021 ist die Herkunft des getöteten Wolfes unklar. Zug erfasst Wolf aus Rudel Eschede/Rheinmetall: Nachgewiesen ist dagegen, dass seit 2017 insgesamt zehn Wölfe aus Rudeln, die im Landkreis Celle leben, außerhalb des Kreisgebietes überfahren wurden. Im vergangenen Jahr kamen zwei Tiere aus dem Rudel Eschede/Rheinmetall ums Leben, ein Wolf starb bei einem Unfall auf der Bundesstraße 6 bei Garbsen, ein anderer bei einem Zusammenstoß mit einem Zug im Landkreis Verden. Raoul Reding: Wolfspopulation durch Verkehrsunfälle nicht gefährdet: „Wenn Jungwölfe überfahren werden, ist das kein großer Verlust für die Population“, sagt Reding. Andere Tierarten seien durch den Verkehr stärker gefährdet. „Der Wolf ist schlau, der kommt im Zweifel auch mal über einen Zaun oder gräbt sich unter durch“, so der Wolfsexperte, der in dem Zusammenhang fehlende Wildbrücken entlang der Autobahn 7 anspricht. „Der genetische Austausch ist uns ein großes Anliegen“, betont Reding. „Der Wolf sollte gleichbehandelt werden wie andere Tierarten.“ Etwa 1000 Wildunfälle pro Jahr im Landkreis Celle: Im Verhältnis zu Unfällen mit anderen Wildtieren sind Zusammenstöße mit einem Wolf sehr selten. Etwa 1000 Wildunfälle pro Jahr gibt es laut den Polizei-Statistiken im Landkreis Celle. Mehrere Wolfsrudel leben im Landkreis Celle: Im Kreisgebiet sind die Wolfsrudel Bergen, Eschede/Rheinmetall, Lachendorf, Steinhorst, Walle, Wietze und Widdernhausen zu Hause. Zudem streifen die Rudel Ostenholzer Moor und Wietzendorf regelmäßig den Landkreis Celle. Derzeit werden Proben untersucht, die neue Erkenntnisse bringen sollen. Unter anderem wird vermutet, dass es rund um Eschede ein weiteres Rudel geben könnte. Für das Rudel Wietzendorf fehlt im aktuellen Monitoringjahr 2021/22 noch die Bestätigung. Wolfsmonitoring: 39 Wölfe sterben bei Verkehrsunfällen: In Niedersachsen sind 38 Wolfsrudel offiziell nachgewiesen. Dazu kommen zwei Wolfspaare und vier residente Einzelwölfe. Im Monitoringjahr 2020/21 wurden 39 für den Wolf tödliche Verkehrsunfälle erfasst, im laufenden Monitoringjahr sind es bisher 13.