Sturmtief stört Verkehr

Mortimer lässt ICEs in Unterlüß stranden

Das Sturmtief Mortimer hat den Bahnverkehr erheblich gestört. Viele ICE-Reisende waren überrascht: Sie saßen plötzlich auf dem Bahnhof Unterlüß fest.

  • Von Christian Link
  • 30. Sept. 2019 | 13:18 Uhr
  • 09. Juni 2022
Sturmtief "Mortimer" sorgt für Zugausfälle in Norddeutschland. Der Bahnhof Unterlüß wird wegen des Unwetters zum außerplanmäßigen ICE-Halt
  • Von Christian Link
  • 30. Sept. 2019 | 13:18 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Unterlüß.

Durch den ersten Herbststurm des Jahres haben vielen Bahnreisende endlich einmal Unterlüß kennengelernt. Weil wegen des Sturmtiefs "Mortimer" mehrere ICE-Strecken in Norddeutschland ausfielen, rasten die Hochgeschwindigkeitszüge ausnahmsweise nicht am kleinen Südheide-Bahnhof vorbei, sondern legten hier einen teilweise längeren Zwischenstopp ein.

Unterlüß als "Nabel der Welt"

"Der Fernverkehr zwischen Hannover und Hamburg ist auf unbestimmte Zeit eingestellt, mein Zug in Unterlüß gestrandet", berichtete eine Hamburgerin am Montagmorgen um 8.20 Uhr auf Twitter. Ein anderer Nutzer des Kurznachrichtendienst spottete: "Unterlüß, der Nabel der Welt. Zumindest für einen Tag." Ein weiterer Twitter-Nutzer ätzte: "Unterlüss, typischer Umsteigebahmhof für ICE Passagiere." Seinen Ärger über den unerwarteten Zwischenhalt habe er übrigens nicht aus Unterlüß ins Internet senden können, weil dort der Mobilfunkempfang zu schlecht gewesen sein.

Um 10.30 Uhr waren die schlimmsten Auswirkungen bereits wieder vorbei. Die Deutsche Bahn vermeldete online: "Der Fernverkehr in Norddeutschland läuft wieder. Allerdings kommt es bundesweit weiterhin zu Verspätungen und einzelnen Zugausfällen. Auf der ICE-Verbindung Berlin-Braunschweig-Hildesheim werden die Züge bis heute Abend über Hannover Messe/Laatzen umgeleitet. Zusätzlich halten die Züge in Hannover Messe/Laatzen und in Wolfsburg. Kein Halt in Braunschweig und Hildesheim."

Landesforsten warnen: Vorsicht in den Wäldern

Die niedersächsischen Landesforsten warnten vor dem Betreten der Wälder: Weil die Bäume nach zwei trockenen und heißen Sommern geschwächt seien, sei besondere Wachsamkeit gefordert, sagte der Präsident der Landesforsten, Klaus Merker: "Auch bei Windstille können Äste unvermittelt abbrechen. Die Risikolage ist in diesem Jahr besonders hoch." Jogger, Hundebesitzer und Radfahrer sollten die Wälder bei Wind und zu erwartenden Stürmen meiden.

Sturmböen werfen Lastzug um

Sturmböen warfen auf der A31 im Emsland einen Lastzug um. Der Fahrer sei bei dem Unfall nach ersten Erkenntnissen leicht verletzt worden, teilte die Polizei mit. Er habe in Höhe Wietmarschen-Lohne die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und sei mit dem Gespann auf die Seite gekippt. Die Autobahn wurde zwischen den Anschlussstellen Emsbüren und Lingen in beide Richtungen voll gesperrt. Bei Hameln konnte ein Autofahrer am Morgen gerade noch rechtzeitig bremsen, als ein Baum auf die Straße stürzte. Der Mann blieb unverletzt. Im Landkreis Uelzen brach bei Wriedel das Rotorblatt eines Windrades ab.

In Fallersleben bei Wolfsburg fuhr ein ICE gegen einen auf die Gleise gestürzten Baum. Der Lokführer sei dabei leicht verletzt worden, sagte ein Bahnsprecher in Hamburg. Die etwa 250 Passagiere im Zug kamen mit dem Schrecken davon, wie die "Wolfsburger Nachrichten" berichteten. Busse holten sie ab und brachten sie nach Wolfsburg. Bei dem Unfall wurde die Oberleitung beschädigt, die Scheibe des Führerhauses zersplitterte. "Der Zug ist bereits weg, aber die Oberleitungen müssen noch repariert werden", sagte der Sprecher. Es könne noch bis in den Nachmittag zu Verzögerungen kommen.

Mortimer verzieht sich nach Osten

Der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes zufolge sollten sich die stärksten Böen von "Mortimer" in den Nordosten und Osten Deutschlands verlagern. "Der Höhepunkt befindet sich bereits über Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg", sagte ein DWD-Meteorologe zu der Wetterlage nach den nächtlichen Stürmen. Etwa von der Ostsee bis zum Erzgebirge werde es bis in die Nachmittagsstunden stürmisch bleiben, während das Tief ins Baltikum weiter ziehe.

(mit dpa)

Wer vom Sturmtief betroffen war, kann sein Ticket bis zum 7. Oktober flexibel nutzen. Die Zugbindung für diese Fahrkarten sei aufgehoben, auch sei eine kostenlose Stornierung möglich.