So blickt ein Celler Busfahrer auf Coronakrise

Er fährt einfach weiter. Obwohl Friedrich Schütze vor ein paar Wochen 70 Jahre alt geworden ist. Die Party fiel Corona zum Opfer. „Es muss so vieles nachgeholt werden“, sagt der Busfahrer, der mit seinen Kollegen dafür sorgt, dass auch die Menschen in Stadt und Kreis Celle in der Coronakrise mobil bleiben, die kein eigenes Auto haben. Kein Ärger mit Maskenverweigerern: Im April hat sich Friedrich Schütze das erste Mal gegenüber der CZ dazu geäußert, wie er den Beginn der Coronakrise gemeistert hat. Es ist zwar erst ein dreiviertel Jahr her, und doch waren es ganz andere Zeiten. Im April wurde noch darüber diskutiert, ob Masken die Pandemie eindämmen könnten. „Ich bin dafür, dass in Bussen Masken getragen werden“, hatte er damals erklärt. Jetzt sagt Friedrich Schütze: „Ich hatte Glück. Ich hatte es nie mit einem Maskenverweigerer zu tun. Zwei-, dreimal hatte ein Fahrgast vergessen, die Maske aufzusetzen. Das war schnell geklärt.“ Friedrich Schütze fährt auf der Linie Hohne–Lachendorf–Celle. Er hat feste Zeiten, er kennt seine Fahrgäste. Seit Ausbruch der Pandemie fahren deutlich weniger Passagiere in seinem Bus mit. „Vielleicht die Hälfte weniger“, schätzt der 70-Jährige. Der Grund, warum viele Kunden den ÖPNV meiden, ist klar: Sie fürchten, sich in Bus oder Bahn mit Covid-19 anzustecken. Friedrich Schütze fühlt sich gut geschützt: Er selbst bleibt weiter entspannt. Der Fahrerraum ist mit Plexiglasscheiben vom Rest des Busses abgetrennt. Schütze glaubt nicht, dass er im Bus ein größeres Risiko als im Supermarkt hat, sich mit dem Virus zu infizieren. Der Mann aus Hohnebostel erklärte bereits im April, dass er sich nicht als Alltagsheld sieht, sondern einfach seinen Job macht. Daran hat sich nichts geändert. „Ich fühle mich in der Coronakrise eher als Zuschauer, der beobachtet, als jemand, der betroffen ist“, fasst er seine Gefühlslage zusammen. Paradoxerweise ist seine Arbeitssituation sogar angenehmer geworden. Denn es gibt von allem weniger: Weniger Fahrgäste, weniger Verkehr, weniger Staus, weniger Stress. Etwas böse könnte man formulieren, dass die Busse noch nie so pünktlich waren wie im Corona-Jahr. Schwierige Zeit für Busunternehmen: Das ist die eine Seite, die andere ist die schwierige Lage der Verkehrsunternehmen. Denn wenn auf Dauer viele Fahrgäste fehlen, könnten sich die Unternehmen gezwungen sehen, langfristig Busse und Personal zu reduzieren. Schütze selbst war wie viele seiner Kollegen im Frühjahr zwei Wochen in Kurzarbeit. Mit 70 Jahren will er nicht in Rente gehen: Friedrich Schütze ist gelernter Landwirt. Er wechselte erst im Jahr 2011 zur CeBus, nachdem er die Landwirtschaft aufgegeben hatte. Eigentlich war geplant, dass er dieses Jahr in Rente geht. Doch Schütze würde gerne weiterfahren. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt der Senior, der mit seiner Familie auf seinem alten Hof in Hohnebostel lebt. Schnell impfen lassen: Für die nähere Zukunft wünscht er sich, dass es genügend Impfstoff gibt. Er selbst würde sich natürlich auch impfen lassen, stellt er klar. „Es geht mir nicht um mich, sondern darum, dass wir möglichst schnell Herdenimmunität erreichen“, sagt der CeBus-Fahrer, der das alte, normale Leben zurückhaben will. Bis es soweit ist, wird er weiterfahren. Was auch sonst.