Schweinestau in Coronakrise: So ist die Lage in den Celler Mastbetrieben

Nach dem Schweinestau entspannt sich allmählich die Lage in den Celler Mastbetrieben. Nach Angaben von Landwirten können wieder mehr Tiere geschlachtet werden. Der Betrieb in den Schlachthöfen laufe fast überall wieder auf 100 Prozent, heißt es. Mitarbeiter würden regelmäßig auf Corona getestet, außerdem gebe es keine neuen Virus-Ausbrüche. Schlachthof hat Preis gedrückt: Jan-Hendrik Hohls aus Becklingen hatte zunächst Glück gehabt. Als die CZ ihn im Oktober auf seinem Hof besucht hatte, sagte er zwar, dass er kein Geld mit den Tieren verdiene. Der Preis war stark gefallen. Er wurde seine Schweine aber immerhin noch los. In der Zwischenzeit musste er aber den Schlachthof wechseln. "Mein Haus- und Hofschlachter hat mich rausgekegelt", sagt Hohls. Der Betrieb bei Hannover habe die Not der Landwirte ausgenutzt und den vereinbarten Erzeugerpreis nicht mehr gezahlt. Der Becklinger hat sich daher einen neuen Schlachthof gesucht. Die Tiere werden jetzt nach Kellinghusen hinter Hamburg transportiert. Ideal ist das nicht. "Unser Ziel ist es, im Sinne der Tiere die geringstmögliche Entfernung zu fahren", sagt Hohls. Weniger Schweine im Markt: Die Sauenbestände wurden zuletzt im gesamten Markt reduziert. Vereinfacht gesagt haben in der Krise die Produzenten das System zurückgefahren: Es gibt weniger Muttersauen, weniger Ferkel, weniger Schweine. Das Fleisch wird also knapper, was sich positiv auf die Finanzen bei den Landwirten auswirke. Das Schlimmste sei wohl überstanden, sagt Hohls. "Viele hat es sehr hart getroffen, jetzt wird es hoffentlich besser." Höfesterben könnte sich beschleunigen: Wie schwer es viele Erzeuger getroffen hat, weiß auch Kreislandwirt Jürgen Mente aus Diesten, der selbst Schweine hält. Zwar sei es richtig, dass sich die Situation mit den Schlachthöfen entspanne, sagt er. Finanziell bleibe es aber ausgesprochen schwierig, schließlich seien die Exporte um 40 Prozent eingebrochen. Außerdem ist die Gastronomie weiterhin geschlossen. Der Preis pro Kilogramm Schlachtgewicht verharre seit Wochen bei 1,19 Euro. Ein Preis von 1,45 Euro sei akzeptabel, besser wären 1,60 Euro. Mente glaubt, dass die Coronakrise den Strukturwandel in der Landwirtschaft beschleunige. Im Kreis Celle gebe es noch rund 125 schweinehaltende Betriebe. Es könnte gut sein, dass der ein oder andere Betrieb aufgebe. Auch Bullenmäster vom Stau betroffen: Zum Schweinestau war es im vergangenen Herbst nach mehreren Corona-Ausbrüchen in Schlachthöfen gekommen. Weil die Betriebe ihre Kapazitäten herunterfahren mussten, konnten die Schweine nur mit Verzögerung geschlachtet werden. Den Höhepunkte hatte der Stau über die Weihnachtsfeiertage erreicht, als bundesweit fast eine Million schlachtreife Tiere in den Ställen festsaßen. Ähnliche Probleme hatten auch die Bullenmäster, wie Landwirt Georg Rahlfs aus Adelheidsdorf vor wenigen Tagen der CZ sagte.