Die Celler Schulreform hat gestern erwartungsgemäß eine weitere Hürde genommen. Am Ende einer rund zweistündigen Kreistagssitzung stimmte eine deutliche Mehrheit aus CDU, SPD und WG dem zwischen Stadt und Landkreis Celle ausgehandelten Ergänzungsvertrag zu. Ablehnung kam von Grünen, FDP und Linken. Der Kompromiss sieht vor, dass im Sommer 2012 in Stadt und Kreis flächendeckend Oberschulen eingeführt werden. Eine Gesamtschule soll ab 2014 in der Allerstadt angeboten werden.
In der Debatte erklärte Sabine Rudnick für die CDU, dass die Oberschulen, die es seit diesem Schuljahr in Niedersachsen gibt, gut angenommen würden. Die Einrichtung einer Gesamtschule bedeute nicht automatisch die Auflösung eines Gymnasiums. "Ich bin mir sicher, dass wir mit der neuen Schulstruktur auf einem guten Weg sind", so Rudnick. SPD-Fraktionschef Maximilian Schmidt erinnerte an die Folgen des demografischen Wandels. "In den nächsten fünf Jahren haben wir im Landkreis 1000 Grundschüler weniger. Es liegt an uns, den Wandel zu gestalten", sagte er. Schmidt äußerte sich optimistisch, dass eine Elternbefragung eine Gesamtschule in Celle ermöglichen werde. "Ich bin davon überzeugt, dass dieser Wettbewerb dem Landkreis sehr gut tut."
Kritik kam von den Grünen. "Wir stellen uns gegen den mit heißer Nadel gestrickten Kompromiss zwischen Stadt und Landkreis. Wir haben schon im August 2011 die überstürzte Einführung abgelehnt", sagte Gerald Sommer. Eine Bestandsgarantie für alle Celler Gymnasien sei nicht zielführend. Auch die FDP lehnte den Ergänzungsvertrag ab, weil es "keinerlei Einbindung von Eltern, Lehrern und Schülern und stattdessen ein parteipolitisches Geplänkel" gegeben habe, wie Jutta Krumbach sagte. Das blieb nicht unkommentiert, da die FDP im August 2011 selbst für die Einführung von Oberschulen gestimmt hatte. "Wer keine Verantwortung übernehmen will, hat im Kreistag nichts verloren", sagte Annette von Pogrell (SPD) in Richtung Liberale.
Die Kreistagssitzung war von rund 100 Zuhörern verfolgt worden. Elternvertreter und Lehrer kritisierten zu Beginn vor allem die in ihren Augen übereilte Umsetzung des Schulgutachtens. Landrat Klaus Wiswe verteidigte den Zeitplan. Dieser sei bereits im August festgelegt worden. Auch die Landesschulbehörde habe erklärt, dass genügend Zeit bleibe, um die Oberschule einzuführen.
Vor Beratung des Gremiums hatten etwa 50 Schüler und Eltern aus dem Lachendorfer Raum gegen die dort geplante Oberschule protestiert. Schüler hatten zahlreiche Plakate gefertigt, auf denen etwa "Oberschule Lachendorf - Nein Danke" oder "Planen statt Eilen" stand. "Die Mehrheit der Eltern ist gegen die übereilte Einführung der Oberschule", sagte Joachim Maass, Elternratsvorsitzender der Realschule. Er forderte in Anlehnung an den Kreiselternrat, dass die Schulen im eigenen Ermessen entscheiden, wann sie bis 2014 Oberschulen werden.