HÖFER. S. probierte es aus, stellte einen 20-Liter-Eimer unter den Wasserhahn und öffnete den Einhandhebel 20 Mal in rascher Folge. Dabei beobachtete er, dass bei jedem Schließen das Rädchen in der Wasseruhr noch einem Moment drehte, bis es zur Ruhe kam. Als der Eimer voll war - 20 Liter - zeigte die Uhr einen Verbrauch von 22,8 Litern an, 14 Prozent mehr.
S. stellte eine Hochrechnung an. Selbst wenn die Abweichung nur fünf Prozent betrüge, könnte die SVO pro Jahr 776.000 Euro einstreichen, ohne dafür Wasser geliefert zu haben. Der Abwasserverband Matheide, der seine Gebühren auf Basis der Wasserverbräuche berechne, nehme sogar rund 1,5 Millionen Euro mehr ein.
S. wandte sich an die SVO und bat um eine Erstattung. Der Mehrstrahl-Flügelrad-Wasserzähler entspräche der DIN, erfülle die eichrechtlichen Anforderungen und finde aus wirtschaftlichen Gründen Anwendung, hieß es im SVO-Antwortschreiben. Eine Gutschrift sei nicht vorgesehen.
"Die Problematik ist bekannt - auch den Eichbehörden", sagt SVO-Pressesprecher Andreas Gerow. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Wassers laufe das Flügelrad beim Schließen des Hahns nach. Allerdings laufe es beim Öffnen des Hahns auch verzögert an. Das gleiche sich aus. Deshalb gehe die SVO allenfalls von Unterschieden im Cent-Bereich pro Jahr für den Kunden aus. Es gäbe genauere Rohrkolbenzähler, aber die seien teurer. Dann müssten Kunden einen höheren Grundpreis zahlen.
Von Joachim Gries