Trotz Rechtsstreit geht es jetzt los: Am Standort Beckedorf zieht die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) in die bereits bestehende Rettungswache des Landkreises Celle ein. Die Rettungsdiensteinsätze in Hermannsburg und Eschede werden zunächst aus Interimswachen gefahren. Insgesamt schickt die JUH dann drei Rettungstransportwagen, ein Mehrzweckfahrzeug und einen Krankentransportwagen in den Dienst.
Johanniter-Unfall-Hilfe übernimmt Rettungsdienst
Ab Montag, 1. Juli, werden die Johanniter im Nordkreis den Rettungsdienst von der Firma Marquardt übernehmen - mit zwei Interimswachen.

Ab Montag, 1. Juli, ein regelmäßiges Bild: Ein Rettungstransportwagen der Johanniter-Unfall-Hilfe vor dem Allgemeinen Krankenhaus in Celle.
| Foto: Carsten Rohse
Die Johanniter-Unfall-Hilfe fährt ab Montag unter anderem Einsätze von der Interimswache in Eschede
| Foto: Carsten Rohse/JohanniterJohanniter leisten 75.000 Notfalleinsätze
„Der Rettungsdienst gehört seit vielen Jahrzehnten zu den satzungsgemäßen Aufgaben der Johanniter-Unfall-Hilfe. Wir freuen uns sehr, diesen Dienst für die Gesellschaft jetzt auch im Nordkreis und in Eschede zu übernehmen und möchten uns beim Landkreis für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken", sagt Henning Hamann, Dienststellenleiter der Celler Johanniter. An 24 Standorten in Niedersachsen und Bremen leisten die Johanniter jährlich fast 75.000 Notfalleinsätze und mehr als 50.000 Krankentransporte. Allein auf den Ortsverband Celle entfielen im Jahr 2018 knapp 2400 Krankentransport-Einsätze.
"Neben der Notfallrettung und dem Krankentransport im nördlichen Landkreis Celle greifen die Johanniter auf gewachsene ehrenamtliche Strukturen im Ortsverband Celle zurück", sagt Landkreis-Sprecher Tore Harmening. Die Helferschaft habe bereits mehrfach bei Großschadensereignissen, Sondereinsätzen und auch bei zahlreichen Sanitätsdiensten ihre Kompetenzen und Stärke bewiesen.
Deutsches Rotes Kreuz gewinnt Ausschreibung für Celle und Winsen/Lachendorf
Der Rettungsdienst war bei der Ausschreibung in insgesamt drei Lose aufgeteilt worden. Los 1 umfasste die Rettungswache Celle, Los 2 das Gebiet der Rettungswachen Lachendorf und Winsen und Los 3 den Nordkreis inklusive Eschede. Für die Lose 1 und 2 erhielt das Deutsche Rote Kreuz wie bisher den Zuschlag, beim Los 3 setzte sich die Johanniter-Unfall-Hilfe durch.
"Der Landkreis Celle war aufgrund von Veränderungen in der Vergabepraxis im Rettungsdienstwesen rechtlich verpflichtet, den Rettungsdienst europaweit auszuschreiben", sagt Harmening. "Für die Vergabe wurde ein Kriterienkatalog mit den Zuschlagskriterien Preis und Qualität aufgestellt. Da das Vergabeverfahren im Rettungsdienst sehr komplex ist, hat der Landkreis für dieses Verfahren eine Anwaltskanzlei hinzugezogen, die auf Ausschreibungen im Rettungsdienst spezialisiert ist."
Stadt Bergen kritisiert Ausschreibung zum Rettungsdienst
Insbesondere aus der Stadt Bergen hatte es allerdings scharfe Kritik an der Ausschreibung gegeben. Es wird befürchtet, dass insbesondere in den Zeiten, in denen nur die Wache Hermannsburg besetzt ist, die Hilfsfrist nicht eingehalten wird. Die Firma Marquardt, die seit über 30 Jahren für den Rettungsdienst im Nordkreis zuständig ist, hatte bisher freiwillig ein Fahrzeug in Bergen stationiert. Dieser Standort fällt jetzt weg, stattdessen gibt es eine zweite Rettungswache in der Gemeinde Südheide, nämlich in Hermannsburg.
Gegen das Vergabeverfahren haben Marquardt und die Bietergemeinschaft Malteser Hilfsdienst/Deutsches Rotes Kreuz Beschwerde bei der Vergabekammer eingelegt. Die fühlte sich allerdings nicht zuständig. Während Marquardt daraufhin auf weitere rechtliche Schritte verzichtete , wandte sich die Bietergemeinschaft an das Oberlandesgericht (OLG) Celle. Der Senat entschied in dieser Woche, dass die Vergabekammer sehr wohl eine inhaltliche Entscheidung zu treffen habe. Wann diese fällt, ist allerdings noch unklar. "Der Rettungsdienst ist aber jederzeit gewährleistet", betont Harmening.
Sollte die Vergabekammer nichts an der Ausschreibung aussetzen zu haben, ist die JUH für acht Jahre beauftragt, also bis zum 30. Juni 2027. Der Aufgabenträger hat zudem eine Verlängerungsoption bis zum 30. Juni 2029.