Landkreis Celle

Oberschulen: SPD drückt aufs Tempo

In zwei Wochen wird das Schulstrukturgutachten - vorgestellt. Zumindest die Analyse. Konkrete - Vorschläge, wie die Schullandschaft verändert werden soll, will Schulplaner Wolf Krämer-Mandeau Ende - Mai vorlegen. Kaum Zeit, um zum neuen Schuljahr - eine Oberschule ins Leben zu rufen. -

  • Von Simon Ziegler
  • 11. Apr. 2011 | 15:14 Uhr
  • 09. Juni 2022
  • Von Simon Ziegler
  • 11. Apr. 2011 | 15:14 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Große Worte nimmt der SPD-Politiker Rolf Meyer in den Mund. „Das Frühjahr der Entscheidungen für eine neue Schullandschaft im Landkreis Celle hat begonnen“, sagt der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Kreisschulausschusses und drückt aufs Tempo. „Die SPD fordert Entscheidungen für die Schulstandorte noch vor der Sommerpause.“ Meyer reagiert damit auf Äußerungen von Schulamtsleiter Reinhard Toboll, der in der vergangenen Woche gesagt hatte, dass er keine Beschlüsse vor der Sommerpause erwartet.

Nun entscheidet nicht die Verwaltung über die künftige Schullandschaft, sondern die Politik. Toboll machte aber auf praktische Probleme im Terminplan aufmerksam. Denn eine Oberschule muss bis zum 31. Mai bei der Landesschulbehörde beantragt werden, sollte sie nach den Sommerferien an den Start gehen. Wenn also der Schulplaner Wolf Krämer-Mandeau aus Bonn, der laut Toboll schon in den Kreisen Uelzen und Lüneburg erfolgreiche Arbeit geleistet hat, Ende Mai Vorschläge machen wird, in welchen Gemeinden Oberschulen sinnvoll sind und in welchen nicht, haben die Abgeordneten des Kreistages kaum Zeit für eine politische Debatte – die es angesichts der möglicherweise großen Veränderungen eigentlich braucht. Ergo dürfte es die neue Schulform im Kreis Celle erst ab 2012 geben, auch wenn Meyer findet, dass „wir es uns nicht leisten können, ein ganzes Jahr zu verschenken“. Man erwarte daher eine schnelle Umsetzung, mindestens in den Orten, in denen die Probleme am größten sind, so der Sozialdemokrat.

Sehr weit ist die CDU von der SPD-Position nicht entfernt. Joachim Müller, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag, hält eine rasche Umsetzung für wünschenswert. Denn sollte das nicht gelingen, droht die Gefahr, dass die Ergebnisse des Schulstrukturgutachtens im Kommunalwahlkampf zerredet werden. „Es wäre nicht gut, wenn das Gutachten aus Gründen der politischen Opportunität in Frage gestellt wird“, sagte er mit Blick auf den 11. September. Dennoch glaubt er aufgrund des engen Zeitfensters nicht an eine Lösung vor der Sommerpause. Müller: „Ich habe Zweifel, dass das Gutachten aus organisatorischen Gesichtspunkten schnell umzusetzen ist.“ Fachleute sehen das ähnlich. Gestern sagte der Rektor der Hauptschule Wathlingen, Fritz Sudmeier, dass es illusorisch sei, Oberschulen noch in diesem Jahr einzuführen.

Der Niedersächsische Landtag hat am 15. März ein neues Schulgesetz beschlossen, dass die Einrichtung von Oberschulen ermöglicht. Die neue Schulform soll vor allem das Unterrichtsangebot von Haupt- und Realschulen bündeln. Die Angliederung eines Gymnasialzweiges ist möglich. Das Abitur kann allerdings auch in Zukunft weiterhin nur an regulären Gymnasien abgelegt werden. Mit Gymnasialzweig muss die Oberschule mindestens dreizügig sein, ohne Gymnasialzweig zweizügig.

Vor allem seitens des Philologenverbandes, in dem viele Gymnasiallehrer organisiert sind, wird die neue Schulform teils heftig kritisiert, weil negative Auswirkungen auf die Gymnasien in Celle befürchtet werden. Derzeit gibt es Bestrebungen in Bergen, Winsen, Hambühren, Wathlingen und Eicklingen, Oberschulen einzurichten. Auch in Wietze ist das Modell denkbar. Chancen werden vor allem Bergen, Winsen und Wathlingen eingeräumt, weil dort die Schülerzahlen und die räumlichen Voraussetzungen gegeben sein dürften. Wie schon bei der Debatte um eine Gesamtschule liegt die Entscheidungshoheit aber nicht bei den Gemeinden. Der Schulträger, also der Landkreis Celle, beschließt Anträge zur Errichtung von Oberschulen, die an die Landesschulbehörde gestellt werden.