Neun Versorgungsunternehmen sind daran interessiert, in den Kommunen im Landkreis Celle ab 2012 das Stromnetz zu betreiben. Auch die SVO Energie mit Sitz in Celle, derzeit Konzessions-Inhaberin, ist mit einer Bewerbung dabei. Das hat die Ausschreibung ergeben, die die im Oktober 2010 gegründete „Energieversorgung Celle Land – Anstalt öffentlichen Rechts (AöR)“ durchführte. Im Februar lief die Abgabefrist ab, jetzt werden die eingereichten Unterlagen und hier vor allem die so genannten Nebenangebote gesichtet.
„Im April gibt es eine weitere Gesprächsrunde mit den Unternehmen“, sagt Lachendorfs Samtgemeindebürgermeister Jörg Warncke, der mit den Bürgermeistern aus Bergen und Hermannsburg, Rainer Prokop und Axel Flader den Vorstand der AöR bildet. Ihr gehören 22 kreisangehörige Gemeinden an.
Die Höhe der Konzessionsabgabe ist durch gesetzliche Regelungen festgelegt, der AöR geht es um die Nebenangebote, denn die bestimmen die künftigen Einnahmen und vor allem das künftige Mitspracherecht. „Der politische Auftrag ist, einen möglichst hohen kommunalen Einfluss auf das Stromnetz zu bekommen“, sagt Prokop. Mehreinnahmen würden der gesamten Bürgerschaft zugute kommen.
„Sehr komplex, sehr kompliziert, sehr zeitaufwändig“ umschreibt Warncke die Sichtung der Nebenangebote. Es müssten Raster gefunden werden, die die Angebote bewert- und vergleichbar machten. Gleichzeitig müsse das Verfahren transparent und diskriminierungsfrei sein, ergänzt Flader. Fachliche Unterstützung hat der AöR-Vorstand durch das Bremer Beratungsunternehmen Göken, Pollak, Partner.
Noch vor der Sommerpause soll über die Vergabe der Konzession entschieden werden. Über die Vorarbeiten des Vorstands muss der Verwaltungsrat der AöR befinden, in dem die Vertreter aller Kommunen sitzen, die Entscheidung liegt bei den Räten der Kommunen . „Zweckdienlich wäre, wenn alle die gleiche Entscheidung treffen würden“, sagt Warncke. Schere eine Gemeinde aus, müsse sie einen neuen Partner suchen, der an der Konzession interessiert sei.
„Die Gemeinden haben sich zusammengetan, um attraktivere Konditionen zu erlangen“, sagt Prokop. „Ein interessantes kompaktes Gebiet mit rund 100000 Einwohnern versetzt uns in die Situation, mehr zu verlangen“, umschreibt es Warncke.
Auch die Stadt Celle vergibt ihre Konzession zum Jahresende neu. AöR und Stadt würden ihr Vorgehen auch abstimmen, sagt Prokop. Es gäbe gemeinsame Ziele und für die Unternehmen ein noch attraktiveres Netzgebilde mit mehr Einwohnern und Fläche, erläutert Flader
Nicht im Verfahren dabei sind der Gemeindefreie Bezirk Lohheide, hier regelt der Bund die Versorgung, und die Gemeinde Wietze; sie hatte 2007 mit der SVO eine Netzgesellschaft gegründet, anschließend wurde das Netz für 20 Jahre der SVO verpachtet.
Einzelheiten zu den Nebenangeboten nennt der AöR-Vorstand nicht. Eine Vorentscheidung hat noch nicht stattgefunden, die SVO Energie ist wie alle anderen Bewerber im Rennen. Im Nachbar-Landkreis Uelzen sind die Kommunen bereits mit der SVO über die Verlängerung der Konzession SVO einig. „Für uns wäre das gleiche Angebot nicht ausreichend“, sagt Warncke.
Die Konzessionsverträge regeln die Nutzung von Straßen, Wegen und Plätzen in den Gemeinden für das Stromleitungsnetz, das die Haushalte mit Energie versorgt; die Kommunen erhalten im Gegenzug für das Leitungsrecht und für den Verzicht auf eine Versorgung in Eigenregie die Konzessionsabgabe.
Von Joachim Gries