Der Landkreis Celle unternimmt einen neuen Anlauf, um die Zukunft der Schleusen in Bannetze und Oldau zu sichern. Landrat Klaus Wiswe übergab das vom Kreistag beschlossene Gutachten an den Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann (CDU), um nachzuweisen, dass eine Sanierung aller vier Bauwerke an der Aller doch nicht 25 Millionen Euro kosten muss.Allerdings sind es auch nicht „nur” 1,5 Millionen pro Bauwerk, geworden. Die Verwaltung bevorzugt laut Jannis Müller-Rüster, kommissarischer Dezernent zuständig für Wasserwirtschaft, die Variante Neubau Sportbootschleuse. Sie würde für Bannetze und Oldau nach dem Gutachten rund 6,8 Millionen Euro betragen, allerdings ohne Mehrwertsteuer. Rechnet man die mit 19 Prozent noch hinzu, kommt man auf um die 8,15 Millionen Euro. Das bedeutet hochgerechnet rund 16 Millionen Euro für alle vier Bauwerke entlang der Aller. Eine Instandsetzung wäre zwar vom Papier mit etwas mehr als 2,5 Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer deutlich günstiger, allerdings „sind die Neubauten deutlicher nachhaltiger, weil die Lebensdauer mit bis zu 80 Jahren angegeben wird”, sagt Müller-Rüster. Würden beide Schleusen komplett aufgearbeitet, würden wohl 14 Millionen Euro mit Steuern anfallen. Das wäre also zu teuer.Landrat Klaus Wiswe sieht das Gutachten als eine Art Bohrer, um durch die dicken Bretter zu kommen, die es zu bohren gilt. „Herr Ferlemann hat zugesagt, dass der Bund das Gutachten prüfen wird. Klar ist, dass wir die Schleusen für den Tourismus erhalten wollen und der Landkreis sich auch beteiligen will, wir aber solche Summen nicht alleine stemmen können”, so Wiswe.Das sieht auch sein Mitbewerber um das Landratsamt Gerald Sommer (Grüne) so. „Allerdings halte ich ein Engagement des Bundes derzeit leider nicht für wahrscheinlich”, so Sommer. Das Gutachten, das laut Landkreis übrigens 36.500 Euro gekostet hat, hält er in dieser Form zudem für nicht ausreichend, weil die ökologischen Auswirkungen nicht geprüft worden sind.Der Bundestagsabgeordnete Henning Otte (CDU) sieht das Gutachten als wichtigen Schritt, um wieder Bewegung in das Thema zu bringen. „Es wäre großartig, wenn wir zu einer gemeinsamen Lösung kommen”, so Otte. Er hofft, dass auch das Land seine unter der Vorgängerregierung gegebene Zusage einhält, rund 3,5 Millionen Euro bereitzustellen.Der SPD-Landtagsabgeordnete Maximilian Schmidt verweist allerdings darauf, dass diese Zusage im Landeshaushalt nicht mit einer Stelle unterfüttert war. „Zudem wissen wir immer noch nicht, was der Bund gibt. Ich halte nichts davon, jetzt dem Land den Schwarzen Peter zuzuschieben.” Über eine Beteiligung könne man erst reden, wenn Kosten und Bundesbeteiligung feststehen würden. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann sieht nicht nur die Frage der Sanierungskosten sondern auch die des zukünftigen Betreibers als wichtig an. Diese werden im Zuge einer Reform der Wasser- und Schiffahrtsverwaltung neu geregelt. Die Sportbootvariante hätte den Vorteil, wartungsarm zu sein.So oder so haben die Befürworter der Schleusensanierung ein Problem. Die Mühlen in Berlin mahlen bei diesem Thema langsam, die Zeit aber drängt. „Sollte an den Schleusen größere Reparaturen nötig sein, ist es vorbei”, sagt Landrat Wiswe. Das Zeugnis, das den Schleuse jetzt im Gutachten ausgestellt wurde, ist auch nicht mehr berauschend. Es bleibt also nur noch ein enges Zeitfenster, um die Aller schiffbar zu halten.
Von Tore Harmening