Landkreis Celle

Neue Schwerpunktschulen in Celle?

Die Beschulung von Behinderten und nicht -behinderten Kinder in einer Schule: Was lange Zeit als Modell etwas Besonderes war, soll künftig Normalität werden. Diese Regelung, zu der sich Deutschland im Rahmen einer UN-Menschenrechtskonvention verpflichtet hat, wird in den kommenden Jahren auch einige Auswirkungen auf die Schullandschaft in Celle haben.

  • Von Cellesche Zeitung
  • 05. Jan. 2011 | 17:26 Uhr
  • 09. Juni 2022
  • Von Cellesche Zeitung
  • 05. Jan. 2011 | 17:26 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

Es ist ein etwas sperriger Begriff, doch er wird die Schulen im Landkreis Celle in den kommenden Jahren in Zusammenhang mit der Beschulung von Behinderten Kindern häufiger zu hören sein: „Inklusion“ bedeutet Einbeziehung, Einschluss, Dazugehörigkeit. Die Idee der Inklusion besteht darin, dass kein Kind mehr als „andersartig“ angesehen werden soll. Alle Kinder sind förderbedürftig.

Das Landesschulgesetz kennt diesen Begriff bisher nicht, spricht von Integration. Doch demnächst wird es zu einer Änderung kommen, denn Deutschland hat sich dazu in einer Menschenrechtskonvention der Vereinten Nationen verpflichtet, Behinderten die gleichen Chancen wie Nicht-Behinderten in der Bildung einzuräumen. Für die Schulträger kann das weit reichende Folgen haben, denn künftig könnten Eltern theoretisch ihre behinderten Kinder an jede Schule schicken, die es im Landkreis Celle gibt.

In der Praxis allerdings ist das nach Ansicht von Politik und Verwaltung nicht zu realisieren. „Es wären gewaltige Kosten, die das auf den Landkreis zukämen, denn wir müssten jede Schule behindertengerecht umbauen“, sagt der Erste Kreisrat Matthias Krüger. Aus seiner Sicht ist eine denkbare Lösung die Schaffung von Schwerpunktschulen, die dann entsprechend ausgestattet werden. „Dabei geht es nicht nur um die Umbauten, sondern auch das Personal, sagte Krüger.

Um die Beschulung von Behinderten und nicht behinderten Kindern zu fördern, will der Kreis jetzt zunächst eine Anlaufstelle schaffen. „Eltern, die ihr Kind zu einer Regelschule schicken wollen, haben oft das Gefühl, dass sie von Pontius zu Pilatus laufen. Mit der Koordinierungsstelle wollen wir da Abhilfe schaffen. Die Stelle ist auf Antrag der SPD entstanden und so sieht der Fraktionsvorsitzende Maximilian Schmidt, dass „wir bei dem Thema schon etwas erreicht haben“. Er hält es allerdings auch nicht für realistisch, dass die Inklusion an jeder Schule möglich wird und ist da mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Joachim Müller einig. Müller will aber zunächst die Ergebnisse aus dem Schulstrukturgutachten abwarten, wo dieses Thema eine Rolle spielen wird. Gutachter Wolf Krämer-Mandeau hatte bei der Vorstellung seiner Ideen bereits angekündigt, dieses Thema zu berücksichtigen, weil es zukünftig eine Rolle spielen wird. „Wenn man sich als Schulträger damit nicht beschäftigt, fliegt einem das Thema in den kommenden Jahre um die Ohren“, prognostizierte Krämer. Er wird wohl Optionen in seinem Gutachten darstellen.

Doch neben der Frage „wie?“ wird ein Knackpunkt auch sein, wer die Umstellung bezahlt. Für Krüger steht es außer Frage, dass diese zusätzlichen Kosten vom Land getragen werden müssen. Ob die Landespolitik das auch so sieht, bleibt abzuwarten.

Von Tore Harmening

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