Steinhorst

Nachfahrin von Pelikan-Industriellem pflegt Familienfriedhof in Steinhorst

Derzeit hat Ulrike Beindorff-Stracke besonders viel zu tun. Im Vorfeld des Totensonntags steht die Grabpflege auf dem Familienfriedhof für sie auf dem Programm. Und der liegt mitten im Wald; allein schon mit dem Laubfegen ist die 67-Jährige hier eine ganze Weile beschäftigt. Und weil im Sturm jüngst auch eine Eiche an der Zufahrt umkippte, muss nun noch ein neuer Baum in der Alleereihe gepflanzt werden. Und auch ansonsten fordert die mehr als 70 Jahre alte, idyllisch gelegene Anlage jahrein, jahraus aufmerksame Pflege. „Das macht nicht immer nur Spaß, aber ich fühle mich dazu verpflichtet – auch aus Achtung vor meinen Vorfahren“, beschreibt Beindorff-Stracke ihre Motivation.</p>

  • Von Cellesche Zeitung
  • 24. Nov. 2017 | 16:08 Uhr
  • 09. Juni 2022
Steinerne Pelikane als „Wächter“ des Mausoleums: Ulrike Beindorff-Stracke kümmert sich um die Pflege des Friedhofes. Ihr Urgroßvater hatte den Schreibgeräte-Hersteller Pelikan zum Weltkonzern gemacht.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 24. Nov. 2017 | 16:08 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Steinhorst.

Fritz Beindorff, der Urgroßvater der im Steinhorster Ortsteil Auermühle lebenden Frau, hatte den hannoverschen Schreibgeräte-Hersteller Pelikan ab Ende des 19. Jahrhunderts zum Weltkonzern gemacht. Der Fabrikant, hannoversche Senator und Präsident der Handelskammer Hannover engagierte sich sozial in der Stadt an der Leine und förderte auch die schönen Künste. Sein privates Glück hatte Beindorff jedoch in der ländlichen Abgeschiedenheit seines Gutshofs Auermühle gefunden. Das hatte der begeisterte Jäger 1908 aus drei Bauernhöfen zusammengekauft und das Anwesen erheblich erweitert. Und hier wurde er auch beigesetzt – im Mausoleum, das er für sich und seine Familie im nahegelegenen dazugehörigen Wald errichten ließ.

Flankiert von zwei steinernen Pelikanen ruhen hier neben dem 1944 im Alter von 84 Jahren gestorbenen Industriellen auch dessen Ehefrau Elli, die Tochter von „Pelikan“-Gründer Günther Wagner, und weitere sieben Nachfahren. Und während das Gut – mit seinem im Jugendstil erbauten Herrenhaus eines der bedeutendsten Baudenkmale der Region – seit 1998 nicht mehr im Familienbesitz ist, zeugen nahe des Mausoleums mit Sinnsprüchen verzierte Steinbänke noch immer von der Zeit, da die Fabrikantenfamilie hier ein glückliches Leben genoss.

Dort, wo Beindorffs einst von annähernd 100 Bediensteten umsorgt wurden, leben heute ganze sieben Personen. Beindorff-Enkelin Ulrike Beindorff-Stracke ist mit ihrem Mann die Einzige aus der weitverzweigten Familie, die hier noch ihren Wohnsitz hat. Als Vorsitzende der familieneigenen Mausoleums-Stiftung trägt sie Sorge um Unterhalt und Pflege des kleinen Friedhofes. Und muss immer wieder Müll entsorgen, den unachtsame Besucher hier hinterlassen – nicht jeder, der das Mausoleum entdeckt hat, achtet die Würde der so besonderen Grabstätte.

Von Klaus M. Frieling