MÜDEN. Zwar waren die Royals nicht leibhaftig anwesend – sie sind ja auch schon lange tot –, aber im Laufe des Abends zogen doch einige von ihnen visuell durch den Festsaal, in dem zudem königlich-britisch aufgetischt wurde.
Dass über 100 Jahre lang hannoversche Herrscher zugleich auf dem britischen Thron saßen, wissen viele spätestens, seit 2014 öffentlichkeitswirksam des 300. Jahrestages der Personalunion gedacht wurde. Weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass diese Jahre der Regentschaft Georgs I. bis Wilhelms IV. ein „goldenes Zeitalter der Karikatur“ waren. Wie es dazu kam, wer und was auf welche Weise grafisch durch den Kakao gezogen wurde, veranschaulichte Sune Erik Schlitte, Doktorand der Geschichtswissenschaften an der Universität Göttingen, zwischen den vier Gängen des Menüs.
So bereitete bereits die Glorreiche Revolution von 1688 mit der Einführung eines parlamentarischen Systems in Großbritannien den Boden für eine pluralistische Öffentlichkeit, Pressefreiheit und damit auch für politische Satire. Zur größten Entfaltung kam diese während der langen Herrschaft Georgs III. zwischen 1760 und 1820. Im Gegensatz zu heute fand man Karikaturen jedoch nicht in der Zeitung, sondern auf einzelnen, mit Kupferplatten hergestellten, handkolorierten Blättern, die ausgestellt und verkauft wurden.
Georg III. und Premierminister William Pitt, Napoleon und der Thronfolger Georg IV., der für sein ausschweifendes Leben bekannt war, und auch hin und wieder mal Friedrich der Große wurden gekonnt auf die Schippe genommen. Immer wiederkehrende Motive waren zudem ein weißes Pferd, das das Haus Hannover symbolisierte, und „John Bull“, die dickbäuchige Personifizierung Großbritanniens. Einer der führenden Karikaturisten seiner Zeit war der um 1756 geborene Londoner James Gillray.
Kulinarische Spezialitäten wie „Stilton and Walnut Pie“ und „Lammkoteletts an Sauce Paloise“ rundeten die Einblicke in diese besondere Art der Kommentierung des Geschehens zur Zeit der „Royals aus Hannover“ ab.
Von Sonja Richter