MÜDEN. Bei der Körung, der Prämierung und zwischendurch haben Kaufinteressenten reichlich Zeit, in Ruhe jedes Tier zu sichten. Darunter auch Jörk Hehmsoth aus Langwedel, der mit Schlapphut, langem Bart und Hirtenstock so aussieht, wie man sich einen echten Schäfer vorstellt. Wie viele Heidschnucken er genau hat, weiß er nicht. Es sind wohl so an die 1500 Tiere, die er auf Heiden, Moorflächen und Deichen weiden lässt. „Dafür sind die Schnucken ideal“, sagt der 47-Jährige. Hehmsoth verkauft auf seinem Bio-Hof Schinken, Bratwurst und andere Fleisch- und Wurstwaren – alle aus Heidschnuckenfleisch. Einen neuen Bock will er heute mitnehmen, wer sein persönlicher Favorit ist, mag er aber nicht verraten. Angesichts der bevorstehenden Versteigerung müsse man „ein bisschen mit Pokerface herumlaufen“.
Auch Heide-Gret Koch (74) ist auf der Suche nach einem neuen Zuchtbock. „Den alten haben wir an den Bauernpräsidenten verkauft“, erzählt sie. Mit zwei Freunden betreibt die ehemalige Lehrerin gemeinsam eine kleine Heidschnuckenzucht mit derzeit 65 Tieren in der Wedemark. Ihr ist es wichtig, dass die Hörner richtig stehen, damit man die Böcke gut einfangen kann. „Nicht zu weit und nicht zu eng“.
Mehr als 30 Böcke von sieben Züchtern werden schließlich versteigert, darunter der frisch gekürte „Mister Müden“ aus Faßberg. Der 96 Kilo schwere Prachtkerl kommt für 1900 Euro unter den Hammer. Zu den Verkäufern zählt auch die Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide, die vier Böcke anbietet. „Katalognummer 33“ bringt 750 Euro ein. Präsentiert wird der Bock von der neunzehnjährigen Josefine Schön, die gerade ihre Ausbildung als Tierwirtin und Schäferin macht. Ihr Kollege Clemens Lippschus (24) ist bereits frisch gebackener Schäfer und schätzt seine berufliche Zukunft optimistisch ein. „Gut sind die Aussichten besonders bei der Beweidung von Naturschutzflächen und Deichen“, sagt er.
Heidschnucken gibt es nicht nur in der Heide, sondern in vielen Regionen Deutschlands. Die Auktion in Müden bietet Züchtern und Haltern die Möglichkeit, mit einem „Elitebock“ aus dem Ursprungsgebiet die eigene Herde aufzubessern.
Von Sonja Richter