Mit scharfer Kritik am Geflügel-Konzern Rothkötter hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) auf den Bericht der CZ über die versuchte Anwerbung von Bauern als Mega-Mäster reagiert. Der Versuch, für den geplanten Schlachthof in Wietze angesichts fehlendes Interesses landwirtschaftlicher Betriebe an einer Vertragsmast eigene Megaställe zu bauen und dafür Landwirte als Strohmänner anzuwerben, sei skandalös, sagte Eckehard Niemann von der AbL. Ein Celler Landwirt hatte berichtet, dass er angeworben werden sollte, um in seinem Namen und auf seinem Land Ställe für 400000 Hähnchen plus Biogasanlage zu bauen.
Die Diskussion um die Anträge für Mastställe geht unterdessen weiter. Die SPD im Kreistag will strengere Bestimmungen für die Errichtung von Tiermastanlagen. So soll es nach ihren Antrag nur noch grünes Licht für Mastställe geben, wenn durch Gutachten die Einhaltung des Brandschutzes und eine gesundheitliche Gefährdung durch Keimbelastung ausgeschlossen werden kann.
„Durch den Schlachthof in Wietze wird es im Landkreis Celle vermehrt Anträge zur Errichtung von Mastställen geben“, begründete Rolf Meyer den Antrag. Es müsse das Ziel sein, von Anfang an klare Strukturen bei den Genehmigungen durch den Landkreis zu schaffen.
Meyer fordert, sich an anderen Landkreisen zu orientieren. So habe der Landrat des Landkreises Emsland deutlich gemacht, was künftig zu den Voraussetzungen einer Genehmigung von Tierhaltungsanlagen in seiner Region gehört. „Neben einer besseren Beachtung der Brandschutzbestimmungen geht es um die Keimbelastung durch Bioaerosole. Daraus leiten sich Abstandsregelungen und technische Ausstattung der Mastanlagen ab.“, sagte Meyer.
Grüne wollen privilegiertes Bauen einschränken: Unterdessen gibt es auch Bewegung auf Bundesebene beim Paragrafen 35, der das privilegierte Bauen für Landwirte regelt. Bündnis 90/Die Grünen wollen das Gesetz so ändern, dass industrielle Großtierhaltungsanlagen verhindert werden. Die bisherigen Regelungen werden nach Ansicht der Fraktion zu großzügig ausgelegt. Der Außenbereich drohe sich von einem primär landwirtschaftlich genutzten Raum „in einen Standort der industriellen Fleischproduktion zu verwandeln“. Wenn die Privilegierung im Außenbereich in Anspruch genommen werden solle, müsse das Tierfutter überwiegend auf den zum landwirtschaftlichen Betrieb gehörenden Flächen erzeugt werden, so die Forderung.
Von Tore Harmening