Landkreis Celle

Mastbetriebe kommen nach Celle

- Der geplante Geflügelschlachtbetrieb in Wietze wird die heimische Landwirtschaft möglicherweise erheblich verändern. Die Firma Rothkötter will mit 100 Bauern in einem Umkreis von 100 Kilometern zusammenarbeiten. Diese sollen die Mast der Tiere übernehmen.

  • Von Simon Ziegler
  • 13. Juni 2010 | 08:53 Uhr
  • 09. Juni 2022
Standort Geflügelschlachthof
  • Von Simon Ziegler
  • 13. Juni 2010 | 08:53 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Landkreis Celle.

„Es ist eine große Chance, die wir unbedingt nutzen müssen“, sagt Jürgen Mente. Der Kreislandwirt ist fest davon überzeugt, dass heimische Bauern mit der Hähnchenmast künftig Geld verdienen können, insbesondere in Zeiten, in denen mit Produkten wie Milch kaum noch Gewinne zu erzielen sind.

Auch der neue Geschäftsführer des Celler Landvolkes, Martin Albers, betont die Marktchancen, wenn Rothkötter einen Schlachtbetrieb in Wietze bauen wird. Es gebe mehrere Gründe, warum sich die landwirtschaftliche Struktur im Kreis Celle für die Hähnchenmast eigne, so Albers. Zum einen sind da die sandigen Heideböden. „Der klassische Ackerbau ist im Kreis Celle nur eingeschränkt möglich. Deshalb müssen Bauern den Weg der Veredelung gehen“, sagt der Landvolk-Geschäftsführer. Bauern, die Weizen anbauen, könnten einen Teil des Weizens an die Hähnchen verfüttern. Albers: „60 Prozent der Kosten entstehen bei der Hähnchenmast durch das Futter.“ Darüber hinaus verweist er auf die über 40 Biogas-Anlagen, die derzeit schon am Netz sind. Weitere sind in Planung. Die Mastställe könnten mit der Abwärme der Anlagen geheizt werden, so dass die Energiekosten im großen Stil gesenkt werden könnten.

Die Entscheidung für die Hähnchenmast ist indes mit erheblichen Kosten verbunden. Ein Stall für 40000 Tiere kostet etwa eine halbe Million Euro. Das Interesse bei den Landwirten sei trotz der hohen Summe vorhanden, sagt Mente. Längst haben die ersten Informationsveranstaltungen stattgefunden. Auch wenn der neue Markt kein Patentrezept für alle biete, glaubt Mente, dass „bis zu 20 Bauern aus dem Kreis Celle in die Mast“ einsteigen könnten. Die Karte (links) macht deutlich, dass ein 100-Kilometer-Radius beinahe halb Niedersachsen abdeckt. Die Befürchtung, dass ein Großteil der 100 Mastanlagen im Kreis Celle errichtet wird, scheint folglich nicht begründet. Dass Celler Bauern auf das Pferd „Hähnchen“ setzen, liege laut Mente daran, dass die industrielle Fleischproduktion im Emsland eine Erfolgsgeschichte ist. Dort hat beispielsweise Mentes Kollege Herrmann Wester, Präsident des emsländischen Landvolkes, jetzt den dritten Hähnchenstall gebaut und damit Platz für 120000 Tiere.