Landwirtschaft : Trockenheit sorgt für schlechte Erntebilanz

Nach dem Horrorjahr 2018 erlebten die Landwirte im Landkreis Celle auch in diesem Jahr eine angespannte Erntesaison. Die ausgeprägte Trockenheit stellte viele Betriebe erneut vor massive Probleme. "Wir liegen deutlich unter unseren durchschnittlichen Erträgen", sagt Sina Severloh vom Hof Severloh in Wienhausen. "Das ist absolut miserabel." Getreideernte mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen: Die Getreideernte in Niedersachsen fiel mit gut sechs Millionen Tonnen etwas besser aus als im Vorjahr. Hier müsse man laut dem Landvolk-Vorsitzenden Christoph Düvel aber differenzieren. "Das Wintergetreide lief gut, da berichten die Landwirte streckenweise von enorm guten Erträgen", sagt er. Ganz anders sieht es zum Beispiel bei der Sommergerste aus. "Wir sprechen von gut 20 Prozent weniger Anbaufläche. Bei der Braugerste kann man von knapp einem Drittel weniger Ertrag sprechen", so Düvel. Die Sommergerste reagiert sehr empfindlich auf Trockenheit, hat im Verkauf aber hohe Qualitätsansprüche. Der Rückgang sei deswegen auch damit zu erklären, dass einige Landwirte bei der Aussaat bewusst die Menge reduzierten, weil sie mit erneuten ungünstigen Bedingungen gerechnet hatten. Nicht ausreichend Wasser für Beregnung: Sina Severloh blickt, anders als der niedersächsische Trend vermuten lässt, auf eine unterdurchschnittliche Getreideernte zurück. "Das haben wir allerdings bewusst in Kauf genommen", verrät sie. Man habe nur eine gewisse Menge Wasser für die Beregnung zur Verfügung gehabt, und da habe man Prioritäten setzen müssen. "Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Kartoffel, die ist für uns am wichtigsten. Deswegen haben wir da am meisten gewässert." Eine zermürbende Wahl, mit der sich nicht nur Familie Severloh auseinandersetzen musste. Laut Düvel durften die meisten Landwirte nicht ausreichend beregnen. "Man ist inzwischen auf die Beregnung angewiesen, trotzdem konnten wir damit in diesem Jahr nicht alles retten, weil die Kapazitäten nun mal begrenzt sind", weiß der Vorsitzende des Celler Landvolks. Kartoffel wird mehr angebaut: Der Trend, auf die Kartoffel zu setzen, ist unterdessen auch in ganz Niedersachsen zu erkennen. Insgesamt bauten die Landwirte das beliebte Wurzelgemüse auf gut 123.500 Hektar an, knapp 9 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Im Landkreis Celle erweiterten die Bauern die Fläche um 10 Prozent auf 5000 Hektar. Dafür verantwortlich ist unter anderem der gute Preis, der 2018 für Speisekartoffeln erzielt wurde. "Das hat sicherlich der ein oder andere Bauer als Anreiz genommen, verstärkt darauf zu setzen", vermutet Düvel. Überall sind Verluste zu erwarten: Obwohl der Fokus auf den Kartoffeln lag, ist Sina Severloh jedoch auch mit der Knollen-Ausbeute alles andere als zufrieden. "Die Ernte ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber wir gehen auch hier von bis zu 20 Prozent weniger Ertrag als gehofft aus." Die niedersächsische Landwirtschaftskammer rechnet mit ähnlich hohen Verlusten. "Die Kartoffel nimmt es einem einfach sehr übel, wenn sie zu wenig Wasser bekommt", unterstreicht Severloh. Ackergras soll Futterknappheit vermeiden: Während sich der Raps-Anbau immer weiter zurückentwickelt – 2019 waren es in Celle nur noch 400 Hektar – weist Düvel auf einen bedeutsamen Anstieg des Ackergras-Anbaus hin. Gerade Rindviehhalter hätten in Anbetracht der Futterknappheit 2018 vermehrt darauf gesetzt, um die Versorgung der Tiere sicherzustellen. "Man muss sich halt irgendwie an die Situation anpassen", so der Landwirt. Gemessen an der jüngsten Vergangenheit blieb Anbau und Ertrag beim Mais und bei der Zuckerrübe im Durchschnitt konstant. Betriebe müssen sich langfristig umstellen: Obwohl die Ernte noch nicht mal ganz abgeschlossen ist, fangen die landwirtschaftlichen Betriebe bereits an, darüber nachzudenken, wie sie sich fürs kommende Jahr besser aufstellen können. "Es ist schon sehr belastend", sagt Severloh. "Früher war es so, dass die Erntezeit die schönste Zeit im Jahr war, auf die man hingefiebert hat. Aktuell blicken wir ihr eher mit Angst entgegen." Eine Gefühlslage, mit der die junge Landwirtin nicht alleine ist. "Es war leider für kaum jemanden eine frohe Ernte."

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