Landkreis Celle hat Verständnis für Kritik aus der Landwirtschaft

Seine Worte waren deutlich: Der neue Landvolk-Präsident Holger Hennies hatte im CZ-Interview mehr Eile beim Celler Wassermanagement angemahnt. Dabei geht es um die Frage, wie viel Wasser die heimischen Landwirte entnehmen dürfen. Es sei auffällig, dass es bei den Wasserrechten in Celle mehr Probleme gebe als in Hannover, hatte Hennies erklärt. Er sagte: „Im Landkreis Celle wird seit zehn Jahren an einem Wassergutachten gearbeitet. Das zieht sich einfach zu lange hin, die Ungewissheit zermürbt die Betriebe. Da muss es jetzt endlich ein Ergebnis geben.“ Wer die Verantwortung für das lange Verfahren trägt, wollte der Bauernpräsident nicht sagen. Eine Schuldzuweisung helfe nicht weiter. Wassergutachten lässt auf sich warten: Das Wassergutachten soll die Grundlage für die Entscheidung sein, wie viel Wasser die Landwirte entnehmen dürfen. „Die Kritik an der langen Verfahrensdauer ist nachvollziehbar und verständlich“, sagt Kreisdezernent Gerald Höhl. Die lange Laufzeit sei der Komplexität und den hohen rechtlichen Anforderungen geschuldet. Vor allem das Erstellen von Gutachten nehme einen erheblichen zeitlichen Umfang ein, so Höhl. Beim Wasserrecht geht es um die wohl wichtigste Frage in der Landwirtschaft. Denn der Klimawandel und die Dürren machen es den Bauern zunehmend schwer, auf den sandigen Heideböden zu wirtschaften – also braucht es klare Regeln, wer wie viel Wasser verregnen darf. Weil keine endgültige Entscheidung vorliegt, wird im Kreis Celle schon lange mit Übergangsregelungen gearbeitet. "Das ist ein Pilotprojekt": Es handele sich um ein Verfahren, „das in dieser Form bislang in Niedersachsen noch nicht abschließend durchgeführt wurde“, verteidigt sich der Landkreis. Höhl spricht von einem Pilotprojekt, bei dem Beregnungsverbände, Ingenieurbüros, Landkreis und Stadt Celle, Landesbehörden und sogar das Umweltministerium „Erfahrungen sammeln und fachliche Hürde überwinden mussten“. Katharina Sander, Leiterin des Umweltamtes, erläutert, dass der Landkreis Celle der erste in Niedersachsen gewesen sei, der ein so umfassendes hydrogeologisches Modell in Angriff genommen habe. Bei der Grundwasser-Untersuchung sei es vorteilhaft, dass sich 19 Beregnungsverbände zusammengeschlossen hätten. In anderen Landkreisen sei es zum Teil noch üblich, dass einzelne Landwirte mit den Behörden verhandeln, wie viel Wasser sie für ihre Felder entnehmen dürfen. Das geht natürlich viel schneller. „Langfristig ist es aber besser, wie wir das machen. Dann kann man sehen, wie sich die Wasserentnahme durch die Feldberegnung insgesamt auf die Grundwasserkörper auswirkt“, sagt Sander. Grundwasserströmungsmodell als Basis: Bei dem jahrelangen Verfahren wurde und wird das gesamte Landkreisgebiet betrachtet. Basis ist ein Grundwasserströmungsmodell, das eine Fläche von 3600 Quadratkilometern umfasst, knapp die Hälfte davon liegt im Celler Land. Dezernent Höhl: „Bei dieser Modellgröße hat allein die Erhebung der Eingangsdaten einen großen zeitlichen Raum eingenommen.“ „Alle wünschen sich, dass es schneller geht“, sagt Cord Otte, Vorsitzender des Celler Oberverbandes Feldberegnung. Wasserrechtsverfahren seien immer sehr zeitintensiv, gibt er zu bedenken. „Wir haben hier rund 2500 Brunnen, die über Stadt und Landkreis Celle verteilt sind. Schon allein daraus wird deutlich, dass das Vorhaben sehr komplex ist. Wir wissen von einem Verfahren für die Feldberegnung im Landkreis Harburg, das bei deutlich geringerer Wassermenge ähnlich lange dauert und noch nicht abgeschlossen ist“, so Otte weiter. Immerhin gibt es offenbar Licht am Ende des Tunnels. „Wir gehen davon aus, dass die gesamten Unterlagen für die Antragsstellung bis Ende des Jahres vorliegen“, so Otte. Dann wissen die Bauern aber immer noch nicht, wie viel Wasser sie entnehmen dürfen. Bis zur endgültigen Entscheidung wird mindestens ein weiteres dreiviertel Jahr vergehen. Gegen Ende des Jahres 2022 könnte also endlich Klarheit herrschen.