Kreisjägermeister im Landkreis Celle vorgeschlagen: Kritik an Jagdgesetz

Aus jagdpolitischer Sicht habe sich keine Partei mit Ruhm bekleckert und den Jägern einige graue Haare beschert – in seinem Bericht bei der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft des Landkreises Celle ging der Vorsitzende Hans-Heinrich Matthies ausführlich auf die Befürchtungen der Jäger ein, was das neue Bundesjagdgesetz und das niedersächsische Jagdgesetz betrifft. Der Grundsatz „Wald und Wild“ müsse erhalten bleiben, betonte Matthies im Stadthaus Bergen, wo die Versammlung unter Corona-Bedingungen durchgeführt wurde. Die anwesenden Jäger wählten schließlich einstimmig Helge John (rundes Bild) aus Eschede als Vorschlag für den Kreisjägermeister. Hans Knoop, der das Amt noch bis zum 31. Oktober ausführt, soll besonderer Vertreter werden. Stellvertretender Kreisjägermeister soll nach Wunsch der Jägerschaft Philipp Moll aus Rebberlah werden. Der Kreistag entscheidet über die Vorschläge, üblicherweise ist das aber nur ein formeller Akt. Landrat Klaus Wiswe mit LJN-Verdienstplakette in Gold geehrt: Landrat Klaus Wiswe, der im Rahmen der Versammlung mit der Verdienstplakette in Gold der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) geehrt wurde, sprach offen an, dass das Verhalten einiger Kreistagsabgeordneter gegenüber dem Kreisjägermeister zuletzt nicht fair war. Der Kreisjägermeister war im Umweltausschuss teilweise sehr hart angegangen worden. Knoop betonte, dass es ihm immer um die Sache gegangen sei. Seinen Erfahrungsschatz aus den vergangenen 30 Jahren will er weitergeben. Sein bisheriger Stellvertreter John soll zudem den 30-jährigen Moll für seine Nachfolge vorbereiten. „Es ist möglich, dass ich die Wahlperiode nicht zu Ende führe“, sagte John, der bei der Versammlung die LJN-Verdienstnadel in Silber bekam. John, der Knoop bereits über einige Monate vertreten hat, wird die Belange der Jäger im Umweltausschuss des Kreistages künftig vertreten. Der Blick richtet sich aber auch nach Berlin und Hannover, wo die neuen Gesetze vorbereitet werden. Vorsitzender der Jägerschaft Matthies: Aufhebung des Muttertierschutzes klarer Verstoß gegen Tierschutz: „Die Folgen des Klimawandels und Waldkalamitäten sind bekannt“, sagte Matthies. „Als anerkannter Naturschutzverband ist sich die Jägerschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung durchaus bewusst und will unterstützen.“ Aber die Degradierung des wiederkäuenden Schalenwildes zum Schädling und alleinigem Schuldigen sei genauso wenig hinnehmbar wie die Tatsache, dass Jäger nur noch „Schädlings- und Neozonenbekämpfer“ sowie „ASP-Präventionsdienstleister“ sein sollen. Die geplante Aufhebung des Muttertierschutzes beim Rotwild (Alttiere aus einem Rotwildrudel mit wenigen Kälbern dürfen sanktionsfrei erlegt werden) sei ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzrecht. Auch die Verlängerung der Jagdzeiten auf Schalenwild und den Einsatz von Nachtsichtgeräten über die Jagd auf Schwarzwild hinaus sehen die Celler Jäger kritisch. Matthies gab Landrat Wiswe Recht, dass man nicht alles machen müsse, was erlaubt sei. Landrat Wiswe warnt vor ASP: Wiswe hatte in seinem Grußwort betont, dass Jäger für Kurzwaffen zwingend eine Erwerbsberechtigung haben müssten. Zudem stellte der Landrat die wichtige Rolle der Jäger in den zuletzt ausgewiesenen Landschaftsschutzgebieten heraus. „Bei der Afrikanischen Schweinepest (ASP) müssen wir sehr wachsam bleiben“, sagte Wiswe. „Totfunde beim Schwarzwild müssen beprobt werden.“ Knoop ergänzte, dass das erste positive Stück im Landkreis Celle auch wirklich gefunden werden müsse. Bisher ist ASP aber nicht in Niedersachsen aufgetreten. Haben Wölfe Jagd auf Wildschweine gelernt? Ein letztes Mal stellte Kreisjägermeister Knoop schließlich den Streckenbericht vor. Im kommenden Jahr soll die Jahreshauptversammlung wieder im Rahmen der Hegeschau am ersten März-Wochenende durchgeführt werden. Coronabedingt war das in diesem Jahr nicht möglich. „Beim Schwarzwild haben wir trotz Corona gut eingegriffen“, sagte Knoop. Er habe wenig Meldungen über Schäden aus der Landwirtschaft und dem Grünlandbereich erhalten. Knoops Vermutung ist aber auch, dass Wölfe inzwischen Wildschweine jagen. „Die haben das inzwischen gelernt. Einer lenkt die Bache ab und die anderen schnappen sich die Frischlinge“, so der Kreisjägermeister. So sei bezüglich ASP vorgesorgt. Zudem vermutet Knoop, dass die Wölfe auch Marderhunde jagen. Wolfsriss in Bargfeld: Forderung nach Wolfsmanagment: Allerdings müsse man nun endlich klären, in welcher Stückzahl man Wölfe haben wolle. Knoop verwies auf einen aktuellen Riss in Bargfeld, bei dem knapp 20 Schafe getötet wurden. „Der pragmatische Umgang des niedersächsischen Umweltministers mit Problemwölfen ist ein erster Schritt“, sagte Matthies zu dem Thema. „Aber die Aufnahme ins Jagdgesetzt bringt gar nichts, solange man sich politisch nicht auf ein längst überfälliges Wolfsmanagement einigt.