Kirche und Corona: So kreativ waren die Heiligabend-Gottesdienste in Celle

Als die Posaunen zum Einsatz der Dämmerung ertönen und "O Du Fröhliche" über das weitläufige Gelände am Hambührener Adlerweg zieht, verwandelt sich der Bolzplatz für wenige Minuten in den Ort für den perfekten Weihnachtsgottesdienst. Da traditionelle Gottesdienste in der Kirche wegen der Corona-Pandemie schwer umsetzbar sind, hatten die Kirchengemeinden in Celle wochenlang an einem kreativen Alternativprogramm getüftelt. "Mit der Krippe auf dem Weg": Bei der Auferstehungsgemeinde aus Hambühren heißt es deshalb an diesem Heiligabend: "Mit der Krippe auf dem Weg". Pastorin Christina Bernschein und Diakonin Dorothea Rehn haben kurzerhand einen Teil der Krippe eingepackt und eine Bierzeltgarnitur in einen tragbaren Altar verwandelt – mit dem Posaunenchor im Gepäck ziehen sie durch den ganzen Ort. Der Fußballplatz vor der Manfred-Holz-Grundschule ist der dritte von fünf Stopps. "Langsam fange ich an zu frieren", berichtet die Pastorin lachend. "Davon abgesehen ist es aber eine tolle Erfahrung und macht total viel Spaß." Flackernde Kerzen auf dem Sportplatz: Das weitläufige Grün der Sportstätte ist mit flackernden Kerzen gesäumt, der Zaun hinter dem Altar mit warm-weißen Lichterketten geschmückt. "Unsere ehrenamtlichen Helfer haben Großartiges geleistet und jeden der fünf Orte mit so viel Liebe dekoriert", sagt Bernschein. Unterdessen betritt Familie Hochhalter das Gelände. Mit dabei: Hund Luis. "Oh wie schön, das ist glaube ich das erste Mal, dass ich einen Gottesdienst für Mensch und Tier halte. Einen Hund hatte ich noch nie unter meinen Gästen", freut sich die Pastorin. Superintendentin predigt draußen: Auch die Verantwortlichen der Celler Stadtkirche verlagern den Weihnachtsgottesdienst einfach nach draußen. So haben sie in diesem Jahr nicht die Kirche weihnachtlich geschmückt, sondern das Außengelände. Nach Anmeldung und mit viel Abstand lauschen viele der Predigt von Superintendentin Andrea Burgk-Lempart und der Livemusik. Auch hier ist es ein Vierbeiner, der für Aufsehen sorgte: Statt Glockenläuten kündigt das Bellen einiger Hunde den Beginn des Gottesdienstes an. Improvisierte Weihnachtsandacht in Wietzenbruch: Alles ganz anders als gewöhnlich – das trifft auch auf den Weihnachtsgottesdienst in Wietzenbruch zu. Helga und Erhard Warnick stehen in ihrer Einfahrt, genauso wie viele ihrer Nachbarn und freuen sich über die improvisierte Weihnachtsandacht. „So kann es doch noch ein richtiges Weihnachtsfest werden“, finden sie. Bepackt und per Fahrrad rollt Pastor Diemo Rollert gegen 17 Uhr an – in Begleitung von Martina und Gregor Joppich, die für „wenigstens ein bisschen“ freudig-festlichen Gesang plus Gitarrenbegleitung zuständig sind. Der Verstärker ist schnell aufgebaut, das Mikrofon eingesteckt. Mitsingen ist auch bei Freiluftveranstaltungen untersagt: Beim ersten Gloria muss sich die „versammelte Gemeinde“ sehr zurückhalten, um nicht doch mitzusingen. Denn das ist trotz Freiluftveranstaltung untersagt. Ein leises Mitbrummen ist allerdings nicht zu verhindern. Auch wenn in der Kurzform dieser „Garten-Andachten“ nicht all zu viel Besinnliches Platz hat, fürs Wichtigste reicht es: das traditionelle Stück Weihnachtsgeschichte aus dem Evangelium und ein von Herzen kommender, tröstlicher Segen. Acht unterschiedliche Ort in Wietzenbruch steuert das Team der Kirchengemeinde um Pastor Rollert an diesem Heiligabend an – alles in Einklang mit den geltenden Corona-Bestimmungen. An die Kirchenwand wird unterdessen das Video vom Krippenspiel-Musical samt Ton projiziert, damit das Gotteshaus dieses Weihnachten nicht gar so verlassen wirkt. Von Marie Nehrenberg-Leppin und Doris Hennies