Lernen mit Tablets

Kein W-Lan – kein Unterricht?

Die Landesregierung plant, Tablets und Smartphones in den Schulen zur Pflichtausstattung zu machen. Die Schulleiter sind geteilter Meinung, was den Einsatz der modernen Technik im Unterricht angeht.

  • Von Cellesche Zeitung
  • 24. Aug. 2018 | 17:18 Uhr
  • 09. Juni 2022
Lernen mit dem Tablet: Die Schüler der Oberschule Winsen recherchieren im Internet. Die Landesregierung plant, dass Tablets zur Pflichtausstattung der Schüler werden. Lehrer sehen Vor- und Nachteile bei der Nutzung der neuen Medien.
  • Von Cellesche Zeitung
  • 24. Aug. 2018 | 17:18 Uhr
  • 09. Juni 2022
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Celle.

Ob Youtube-Video eines Konzertausschnitts im Musikunterricht, ein 360-Grad-Rundgang durch ein Kloster für den Kunst-, Religions- oder Geschichtsunterricht oder die farbig gestaltete, sich schrittweise entwickelnde Darstellung der Struktur eines komplexen lateinischen Satzes – für Johannes Habekost, Schulleiter des Gymnasiums Ernestinum, ist alles denkbar, wenn es um den Einsatz von Tablets und Smartphones in der Schule geht. Da es im Schulzentrum Burgstraße überall W-Lan gibt, ist der Einsatz der neuen Medien schon jetzt weit verbreitet. Schüler und Lehrer nutzen dafür ihre privaten Endgeräte.

Schulleiterin Monika Nerreter hat ihre Kollegen am Hölty-Gymnasium zu dem Thema befragt. Viele Lehrer sehen auch Nachteile. Da wäre zum Beispiel das "große Ablenkungspotenzial durch Apps wie WhatsApp, Facebook oder Snapchat, die sich auf den Privatgeräten befinden". "Es lässt sich in der Schule nicht verhindern, dass diese Apps ebenfalls mal schnell benutzt werden", sagt ein Lehrer.

Von "unendlich vielen Möglichkeiten der Ablenkung" spricht auch Bernd Ostermeyer, Schulleiter am KAV-Gymnasium. "Nicht vergessen darf man, dass die technische Betreuung der Geräte laufend (Lehrer)-Arbeitszeit erfordert", fährt Ostermeyer fort. "Diese wäre allerdings viel wertvoller für die individuelle Betreuung der Schüler."

Als weitere Nachteile werden Unklarheit beim Versicherungsschutz bei Beschädigungen, unterschiedliche Betriebsgeräte oder ein Wettlauf der Schüler um das beste Handy genannt. "Und das Kulturgut ,händisches Schreiben' wird sich verlieren", sagt Bodo Theel.

Der Winser Oberschulleiter sieht aber auch Vorteile. "Die Schulbuchverlage hinken naturgemäß mit ihren Buchausgaben immer einige Jahre hinter der Ist-Zeit her, mit Handys und Tablets ist man immer auf dem aktuellsten wissenschaftlichen Stand", so Theel. An der Oberschule im Allertal ist der Gebrauch aber nur nach Ansage des Lehrers gestattet.

"Der Anschaffungspreis kann ein Problem darstellen", merkt Mirko Truscelli, Direktor des Hermann-Billung-Gymnasiums, an. Auf der anderen Seite sei es ein Vorteil, dass "die Schüler mit einem Medium arbeiten, welches sie fast schlafwandlerisch beherrschen". Für das Funktionieren von Technik könne man aber keine Garantie geben.

Kein W-Lan – kein Unterricht? "Viele denken oft, dass wir nur noch mit dem iPad arbeiten, aber das stimmt nicht, wir nutzen auch Hefte und Blöcke", erzählt Neele Charlott Schulz. Die 14-Jährige besucht die Integrierte Gesamtschule Celle, wo alle Schüler und Lehrer Tablets einsetzen. "Es ist ein Vorteil, dass man nicht mehr so viele schwere Bücher durch die Gegend tragen muss", sagt die Neuntklässlerin. "In einem digitalen Buch findet man auch schneller das, was man sucht." Ihre Schulleiterin Meike Kerker weist zudem auf die Erweiterung der Medienkompetenz hin. "Durch die Tablets werden verschiedene Zugangsweisen für unterschiedlichste Lerntypen ermöglicht."

Am Immanuel-Kant-Gymnasium hat man den Einsatz von Tablets in einem Modellversuch drei Jahre lang getestet. Ab dem Herbst soll nun der komplette siebte und achte Jahrgang mit iPads ausgestattet sein. Schulleiter Jörg Mollenhauer spricht von einer "Bereicherung des Unterrichts sowie einer umfassenden Schulung der Medienkompetenz."

Von Christopher Menge

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