"Normalerweise haben die Katzen Durchfall und Brechreiz", erklärt Welle. "Aber bei unseren Katzen verlief die Krankheit atypisch." Sie seien munter gewesen und plötzlich tot umgefallen. "Das war ganz heftig – so etwas habe ich noch nicht erlebt." Zumindest gab es gestern ein Lichtblick. Das Tierheim erreichte die Bestätigung, dass sich die vier überlebenden Katzen nicht infiziert haben. Das Katzenhaus konnte daher nach einem Monat wieder geöffnet werden. "Wir werden in Zukunft, keine Katzen mehr aufnehmen, die nicht geimpft sind", sagt Welle.
Man merkt der Tierheim-Leiterin den Schock an. "Ich kann allen Leuten nur raten, ihre Katzen durchchecken und impfen zu lassen", betont Welle. Es könne jede Katze treffen, ergänzt der Leiter des Tierheims Celle Roman Thönies: "Viele denken, dass Hauskatzen das nicht kriegen können, aber Menschen tragen das Virus mit in die Wohnungen." Auch er warnt vor der großen Ansteckungsgefahr.
Denn die Katzenkrankheit Panleukopenie, die als Katzenseuche oder auch als Katzenstaupe bezeichnet wird, kann sich schnell im Landkreis Celle ausbreiten. Erreger ist ein Virus aus der Gattung Parvovirus. "Da es sich bei dieser Krankheit weder um eine anzeigepflichtige noch um eine meldepflichtige Tierkrankheit handelt, liegen dem Kreis keine Erkenntnisse über die derzeitige Situation vor", sagt Tore Harmening, Pressesprecher des Landkreises Celle. "Der Kreis hat eine Abfrage unter den niedergelassenen Tierärzten gestartet. Die bisherigen Rückmeldungen, die aber noch nicht repräsentativ sind, haben aber keine besonderen Auffälligkeiten ergeben."
Bei der Celler Tierärztin Dr. Ulrike Sommer-Radschat hat es dagegen in den vergangenen Tagen deutlich mehr Anfragen zur Gefahr durch die Katzenseuche gegeben. "Wenn die Katzen geimpft sind, müssen sich die Besitzer keine Sorgen machen", sagt die Expertin. "Tiere, die nicht geimpft sind, haben dagegen keine Chance – sie sterben, wenn sie sich anstecken." Es handele sich um eine "richtig schlimme Seuche".
Zwar gebe es theoretisch ein Serum, das den infizierten Katzen gespritzt werden könne, aber zum einen stehe dieses derzeit nicht zur Verfügung und zum anderen würden die meisten Tiere sterben, bevor die Diagnose gestellt ist. "Wenn sich eine Katze infiziert hat, ist es fast aussichtslos", sagt die Tierärztin.
Eine kombinierte Schutzimpfung gegen Katzenseuche und -schnupfen kostet etwa 30 Euro. Die Impfung muss nach etwa zwei bis vier Wochen wiederholt werden. Babykatzen seien nach der Geburt etwa sechs bis sieben Wochen geschützt, wenn die Muttertiere geimpft sind. "Ansonsten haben die Jungtiere keine Chance", sagt die Dr. Sommer-Radschat.