Karneval im Kreis Celle abgesagt: Jecken müssen Pause machen

So viel steht fest: In diesem Jahr hätte es wohl ganz neue Kostümmotive gegeben. Vermutlich hätte sich der ein oder andere als Seuchenbekämpfer, Impfstoff-Spritze oder gleich als Corona-Virus verkleidet. Und klar, auch bei den Motivwägen hätte im Jahr der Pandemie vermutlich ein Thema klar dominiert: Den Virologen auf dem Karnevalswagen kann man sich jedenfalls ziemlich gut vorstellen. Bröckel, Bargfeld, Bergen: Doch die Karnevalssaison fällt bekanntlich ins Wasser. Auch die Hochburgen im Celler Land – Bröckel, Bargfeld und Bergen – mussten wohl oder übel ihre Veranstaltungen allesamt absagen. An diesem Freitagabend würde eigentlich die Prunksitzung des Bröckeler Karnevalsvereins Premiere feiern. In normalen Zeiten würde der Saal Im Gasthaus zur Post kochen, wenn die Jecken gewohnt derbe auf die Pauke hauen. Und jetzt? In Bröckel findet gar nichts statt. Keine Prunksitzung, kein Online-Ersatzprogramm. "Die Leute sind schon traurig", sagt Vereinspräsidentin Monika Krüger. " Beim Karneval kommen bei uns alle zusammen: Sportverein, Kirche, Chor, die Jugend. Das Dorfleben ist zum Erliegen gekommen", sagt sie. Ihr Blick richtet sich bereits nach vorne. "Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder feiern können." Faslamstradition seit 130 Jahren: Beim Faslam in Bargfeld ist die Stimmung nicht viel besser. An diesem Sonntag würde der über die Dorfgrenzen hinaus beliebte Umzug über die Bühne gehen. Faslam in Bargfeld gebe es seit 130 Jahren. Es sei wohl das erste Mal, dass die Veranstaltung nicht stattfindet, sagt Anke Dralle vom Veranstalterteam "Club Einigkeit". Dabei waren die Bargfelder vor einem Jahr noch so stolz, dass sie den bunten Umzug überhaupt auf die Beine gestellt hatten, obwohl das Gasthaus Bangemann – viele Jahre Dreh- und Angelpunkt der Faslamssause – den Betrieb eingestellt hatte. Damals richteten die Bargfelder eine Scheune her. Das war mit viel Engagement machbar, doch gegen die Pandemie sind auch sie machtlos. Es habe Überlegungen gegeben, einen Alternativtermin zu finden, hört man in Bargfeld. Vielleicht könnte man im Sommer mit Wagen und Kostümen durch Dorf ziehen. Doch das wurde schnell verworfen. "Das geht nicht. Beim Faslam muss es kalt sein", sagt Anke Dralle. Beim Holländischen Karneval in Bergen wäre das närrische Treiben in normalen Zeiten bereits am vergangenen Wochenende über die Bühne gegangen. Der HoKa ist nach dem Schützenfest die größte Veranstaltung in der Celler Nordkreisstadt. Freitags und samstags kommen mehr als 1000 Gäste ins Festzelt auf dem Heisterkamp. Dazu kommt noch der Kinderkarneval. Keine Frage, die Absage tut weh. Natürlich seien alle deprimiert, dass der HoKA nicht stattfinden könne, sagt Itske Poog, der Vorsitzende des Niederländischen Traditionsvereins. Am vergangenen Wochenende hätten viele Berger bei Facebook alte Fotos ausgetauscht, ergänzt Jürgen Züll, früherer Vorst, also Vorsitzender, der Opvolgers. Da soll der ein oder andere ganz wehmütig geworden sein. Züll selbst nimmt immer ein paar Tage Urlaub, wenn der Hoka ansteht. "Dieses Mal hatte ich ein freies Wochenende. Das war ganz ungewohnt."