„Man muss schon goldene Löffel klauen, um in der Altenpflege arbeitslos zu sein“, sagt Beate Weiß, die für die Heimaufsicht beim Sozialamt des Landkreises Celle zuständig ist. Der Bedarf an Fachkräften sei in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. „Bei der Arbeitsagentur oder Zeitarbeitsfirmen werden kaum Fachkräfte vermittelt. Da werden Sie ausgelacht“, sagt Weiß.
Markt ist ausgeschöpft: Während der jüngsten Sitzung des Kreis-Sozialausschusses hat Kreismitarbeiter Heiner Kaufhold einen Bericht der Heimaufsicht vorgelegt. „Der Markt an Pflegekräften ist ausgeschöpft. Obwohl die Heime auch außerhalb des Landkreises inserieren, dauert es zunehmend länger, bis neues Fachpersonal gefunden wird. Teilweise wird sogar versucht, Arbeitnehmer gezielt aus anderen Heimen abzuwerben“, beschreibt Kaufhold den Markt.
Dass Alten- und Pflegeheime Fachkräfte aus anderen Einrichtungen abwerben bezweifelt Susanne Führer, Sozialausschuss-Mitglied der CDU und Geschäftsführerin vom St. Annenstift in Celle. „Einen Fachkräftemangel gibt es aber zweifellos.“ Dieser sei durch die Einrichtung von Pflegestützpunkten noch verstärkt worden. Dabei handelt es sich um neue Beratungsdienste, die Bürger über die verschiedenen Möglichkeiten der Pflege informieren. Es habe sich bundesweit ein Sog von Arbeitnehmern hin zu diesen Stützpunkten entwickelt, so Führer. Für viele sei der Bürojob reizvoll.
„Pflegenotstand“: Dazu kommt, dass viele Betriebe heute nicht mehr ausbilden. Beim Berufsverband für Pflegeberufe in Hannover ist sogar vom „Pflegenotstand“ die Rede, weil zu wenig Nachwuchs ausgebildet wird. Die Lage soll sich seit dem Jahr 2000 erheblich verschlechtert haben, weil bis dahin Pflegeanbieter, die nicht ausbildeten, eine Umlage zahlen mussten.
Pläne in Hambühren: Ob in den kommenden Jahren zahlreiche weitere Alten- und Pflegeheime im Kreis Celle errichtet werden, ist noch nicht absehbar. Zwar gibt es etwa in Hambühren Pläne, eine Einrichtung mit 100 Betreuungsplätzen zu bauen. Dort will eine Holding aus Bayern ein Pflegeheim betreiben, dessen Schwerpunkt die Betreuung von Demenzkranken sein soll. Experten bezweifeln aber, dass ähnlich viele neue Heime gegründet werden wie in den vergangenen zehn Jahren. Denn der Verdrängungswettbewerb auf dem Markt sei sehr groß, sagt Führer vom St. Annenstift. Sie glaubt, dass in Zukunft vor allem ganz kleine und ganz große Einrichtungen überleben werden. „Die kleinen punkten mit der familiären Atmosphäre, die großen können Synergien nutzen.“ Das Sozialamt verweist darauf, dass momentan viele Celler Heime noch nicht zu 100 Prozent ausgelastet seien.
Bedarf steigt: Der Bedarf in der älter werdenden Gesellschaft wird in jedem Fall steigen, da ist man sich einig. Pflegebedürftig sind nach Angaben des Berufsverbandes für Pflegeberufe in Niedersachsen derzeit 220000 Menschen. In zehn Jahren könnten es 280000 sein. Pflegekräfte aus Osteuropa dürften diese Lücke allein kaum schließen, woanders steigt der Bedarf schließlich auch. Die Tendenz ist in jedem Fall eindeutig: Wer sich jetzt zur Pflegefachkraft ausbilden lässt, dürfte auf absehbare Zeit keine Probleme haben, einen Job zu finden.